Caravan-Urlaub am Strand – einmal und nie wieder!

Das Meer scheint eine gewaltige Anziehungskraft auszuüben. Urlaub, Sonne, Strand sind daher für viele Mitteleuropäer Begriffe, die einfach zusammen gehören. Es gibt daher Caravaner (aber auch Wohnmobil-Fahrer), die verbringen einen ganzen Urlaub auf ein und dem selbem Campingplatz, gehen schwimmen, essen, ruhen sich aus und kommen mit besten Urlaubserinnerungen zurück. Das Ganze wird dann schon im Januar fest gebucht, denn man will schließlich in der ersten Reihe wohnen und einen Standplatz ganz vorne am Wasser haben. Jeder soll auf seine Weise glücklich werden. Aber mein Ding ist das nicht und ich sage auch, warum:

Wenn ich nicht gerade auf Reisen bin, lebe ich in einem Seebad und habe es nur ein paar Minuten bis zum nächsten Strand. Das ist vielleicht der Grund dafür, dass ich kein so ausgeprägtes Verlangen habe, meinen Urlaub ebenfalls direkt am Wasser zu verbringen. Außerdem bin ich eher auf der Suche nach neuen Erlebnissen und zähle nicht zu denen, für die Urlaub vor allem entspannen, ausschlafen, ausruhen heißt. Außerdem halte ich mich nicht gerne da auf, wo schon alle anderen auch schon sind, sondern suche eher die ruhigeren Ecken.

Auf jeden Fall hat Reisen für mich immer auch etwas mit Bewegung zu tun. An ein und demselben Ort halte ich es meist nicht sehr lange aus. Schließlich gibt es noch so Vieles, was ich noch nicht gesehen habe und die Freizeit ist zu wertvoll, um einfach nur abzuhängen und die Tage vergehen zu lassen. Daher habe ich noch nie einen Campingplatz gebucht, obwohl ich mittlerweile schon über 30 Jahre mit Caravan und Reisemobil unterwegs bin.

Irgendwie ist es ja auch widersinnig. Zumindest aus meiner Sicht. Ich habe mir schließlich seinerzeit ein Ferienhaus am Haken zugelegt, weil ich ungebunden sein wollte. Frei von Zwängen und Terminen. Unabhängig von Buchungen, Verträgen und Bedingungen. Ich wollte einfach losfahren und sehen, was es zu sehen gibt. Meist stand nicht viel mehr fest als die Urlaubsregion und die ungefähre Reiseroute. Und oft verlief die Wirklichkeit völlig anders, als es ursprünglich gedacht war. Auf jeden Fall kam ich nach Hause mit einem Koffer voller belichteter Filme und unzähligen Erinnerungen im Kopf.

So bin ich zum Beispiel einmal mit dem Vorsatz losgefahren, meinen Urlaub an mehreren Orten im Midi – also in Südfrankreich – zu verbringen. Damals gab es noch kein Navi. Man hatte also mehrere Karten an Bord und zu einer stressfreien Reise gehörte auch, dass die Beifahrerin damit umgehen konnte. Auf meiner Karte waren lediglich einige günstig gelegene Campingplätze eingezeichnet und einige Sehenswürdigkeiten vermerkt, von denen ich im Reiseführer gelesen hatte. Doch es kam alles ganz anders.

Es begann damit, dass recht spät von zu Hause losgefahren waren und unterwegs irgendwann realisierten, dass wir den Gare de Lyon – unser üblicher Zwischenstopp auf dem Weg in den Süden Frankreichs – nicht mehr erreichen würden. Mit einem Wohnwagen kommt man eben bestenfalls mit 100 km in der Stunde voran.

Irgendwann so gegen vier bat ich meine Frau, doch mal im Campingführer nachzusehen, ob es hier in der Gegend einen interessanten Campingplatz gibt. Wir fuhren gerade durch den Jura und damit eine Gegend, in der wir eigentlich noch nie halt gemacht hatten. Sie entschied sich für einen sehr positiv beschriebenen Platz an einem kleinen See und wir nahmen die nächste Ausfahrt.

Was soll ich sagen, uns gefiel es dort so gut, dass wir gar nicht daran dachten, so schnell wieder wegzufahren. Also sagten wir an der Rezeption Bescheid, dass wir noch zwei Tage länger bleiben wollten. Wir kauften einen Reiseführer und eine detaillierte Karte der Region und gingen auf Entdeckungsreise. Abends kehrten wir wieder zu unserem Stützpunkt zurück und genossen das platzeigene Restaurant, das erstaunlich gut war. Aus den zwei Tagen wurden am Ende zehn und wir hatten eine Region erkundet, an der wir jahrelang einfach nur vorbeigefahren waren. Zwar blieb für das Midi danach etwas weniger Zeit übrig, aber wir hatten schließlich einen Caravan und waren damit ungebunden.

Einmal führte uns die Reise durch die Provence. Da lag es natürlich nahe, auch die Côte d’Azur zu besuchen und ein paar Tage am Mittelmeer zu verbringen. Doch bereits nach einem Tag hatten wir genug vom Meer. Der Campingplatz war überfüllt, laut und wenig fürs Auge. Die Gastronomie war miserabel und die Preise exorbitant. Wir ergriffen entnervt die Flucht und fanden uns wenig später auf einem kleinen, ländlichen Campingplatz nur 5 Kilometer im Landesinneren wieder.

Das deckt sich mit einem Erlebnis, das wir Jahre später in der Bretagne hatten. Unsere Kids waren im frühen Teenie-Alter und wollten natürlich da hin, wo „was los ist“. Das Ziel war daher ein recht großer Platz direkt an der Küste. Als wir den nach zwei Tagen anfahrt erreicht hatten, standen wir am Eingang inmitten lärmender Kinder. Man wies uns einen winzigen Stellplatz zu, in dem unser 6-Meter-Wagen kaum rein passte – und wir realisierten, dass wir hier nicht unseren Urlaub verbringen wollten.

Auch hier fand sich nur wenige Kilometer weiter ein schöner Platz, auf dem wir es dann eine Woche ausgehalten und uns sehr wohlgefühlt haben. Zum Strand waren es zehn Minuten
mit dem Rad, was für die Kids OK war. Ich selbst habe es nur einmal ausprobiert.

Nicht auszudenken, wie wir uns gefühlt hätten, wenn wir den Platz schon Monate im voraus gebucht und bezahlt hätten. Nein, Caravaning ist die Freiheit, die ich meine und diese Freiheit
will ich mir auch bewahren. Wenn man seinen Sommerurlaub schon an Weihnachten bucht, muss man keinen tonnenschweren Caravan durch Europa ziehen. Da wäre eine Ferienwohnung oder ein Chalet auf einem Campingplatz wirklich die bessere Wahl.

„Aber was ist, wenn der Platz voll belegt ist?“ höre ich schon die Vollkasko-Urlauber fragen: „Ich will einfach sicher sein, einen schönen Standplatz zu haben.“ Dann brauchst du auch keinen Wohnwagen, ist meine Meinung dazu. Ein Wohnwagen hat schließlich nicht ohne Grund Räder, damit er jederzeit seinen Standort wechseln kann. Dasselbe trifft auf ein Wohnmobil zu.

Ja, auch mir schwebte schon ein ganz bestimmter Platz vor, der im Campingführer mit glühenden Worten beschrieben worden war. Und auch ich stand schon vor dem Tor, um zu erfahren, dass
alles ausgebucht sei. Vor allem in der Hauptsaison (die ich mittlerweile so gut es geht meide) kann das schon mal vorkommen. Ich habe dann meist einen Blick in den Campingführer geworfen und bin einfach den nächsten Platz angefahren.

Manchmal zeigt sich auch erst vor Ort, dass ein Campingplatz alles andere als ideal ist. Auch das ist mir schon ein paar mal passiert. Zum Beispiel im Perigord, wo ich mich in einem dichten, dunklen Nadelwald vorfand, der mir dann doch ein wenig zu viel Natur war. Ich habe einfach den nächsten Tag für eine Rundfahrt genutzt und bei der Gelegenheit ein paar Plätze in der Umgebung angesehen. Beim Schönsten haben wir sofort reserviert und sind am nächsten Tag angereist.

Wobei das Thema Wetter noch nicht erwähnt ist. Schlechtes Wetter kann so manchen Urlaub vermiesen. Dumm, wenn man den Platz schon im Winter gebucht hat und da bleiben muss, um nicht all das bereits bezahlte Geld zu verlieren. Als Wohnwagen- oder Wohnmobil-Reisender kann man dieses Problem getrost den Ferienwohnungs- und Hotelbuchern überlassen. Vorausgesetzt, man macht es nicht wie die und legt sich schon lange im voraus fest.

Ich kann mich noch an einen Urlaub in der Bretagne erinnern. Wir hatten dummerweise einen Sommer erwischt, der nicht wirklich einer war. Es regnete fast jeden Tag, die Kids wurden quengelich und wir alle waren schon nach ein paar Tagen ziemlich gereizt. Ich weiß nch, wie ich eines Abends über der Frankreich-Karte saß und auf Abhilfe sann. Am nächsten Morgen haben wir dann eingepackt, den Wohnwagen angehängt und sind losgefahren. Es ging auf direktem Weg nach Süden und wir fanden uns auf einem Campingplatz in der Nähe von Carcasonne wieder. Da schien pausenlos die Sonne, die Urlaubslaune war wieder hergestellt und für die Kamera gab es zwei weitere Wochen lang genügend Motive, die einen gelungenen Urlaub dokumentierten.

Wer unbedingt mit all den anderen ans Meer muss, kann es gerne tun. Ich gehöre definitiv nicht dazu und habe das Gefühl, meine Reisefreiheit bisher ganz gut genutzt zu haben.