Ein Camper ist noch lange kein Wohnmobil
Ehrlich gesagt, manchmal beneide ich sie, die kompakten Camper. Immer dann, wenn ich in einer Stadt unterwegs bin und verzweifelt einen Parkplatz für mein sieben Meter langes Wohnmobil suche. So ein Bully braucht nicht viel mehr Platz als ein ganz normales Auto und hat doch alles an Bord, was man zum Camping braucht. Zum Camping ja, aber zum Wohnen eben nicht und genau das ist der große Unterschied.
Es ist eine Tatsache, auch wann man es sich nur selten bewusst macht: Wenn immer wir am Waschbecken stehen oder eine Dusche nehmen, verbrauchen wir literweise Trinkwasser. Jede Tasse Kaffee und jede Kanne Tee beginnt damit, dass wir den Wasserhahn aufdrehen. Zum Geschirr spülen brauchen wir genauso Wasser, wie bei jedem Gang auf die Toilette. Außerdem erzeugt jeder von uns mindestens genauso viel Abwasser, das wir durch die Abwasserrohre schicken, ohne viel darüber nachzudenken.
Wer mit dem Wohnmobil unterwegs ist, bekommt das sehr deutlich zu spüren. So ein Frischwassertank ist nämlich schon nach ein paar Tagen leer, während sich der Abwassertank unweigerlich füllt und auch die Kassette der Toilette signalisiert, dass sie geleert werden will. Für Leute, die jeden Tag duschen, ist da bei den meisten Wohnmobilen spätestens am dritten Tag ein Stopp an der Ver- und Entsorgungsstation angesagt.
Aber immerhin ist ein Wohnmobil darauf eingerichtet, zumindest für ein paar Tage autarkes Leben zu ermöglichen. Ganz anders sieht es da beim Camper aus.
Ein Camper ist eigentlich nicht viel mehr als ein Bett auf Rädern. Ist es ein Bus, dann gibt es zumindest so etwas wie eine Küche, auch wenn die meist so winzig ist, dass sie bestenfalls für den morgendlichen Kaffee taugt. Der Wasservorrat eines Campers ist auf wenige Liter beschränkt. Das ist besser als gar nichts, aber autark ist so ein Fahrzeug damit nicht. Eine Toilette gibt es meist überhaupt nicht und wenn, dann ist ihre Benutzung eine eher unangenehme Angelegenheit.
Das ist auch der Grund, weshalb ein Camper auf einem Wohnmobil-Standplatz eigentlich nichts zu suchen hat. Zumindest dann nicht, wenn es da keine Dusche oder zumindest Toilette gibt. Und auf einem öffentlichen Parkplatz sollte man damit erst recht nicht übernachten. Dass viele Camper es dennoch tun, ist ein wesentlicher Grund dafür, dass mittlerweile auf fast allen Waldparkplätzen und öffentlichen Parkplätzen jegliches Campingverhalten untersagt ist. Die Gemeinden hatten einfach irgendwann die Schnauze voll und wollten nicht ständig die umliegende Natur von Toilettenpapier und menschlichen Hinterlassenschaften säubern.
Dafür sind solche Parkplätze nicht gedacht und dafür sollten sie auch nicht missbraucht werden.
Wenn man sich in einen abgelegenen Gegend bewegt und eine Nacht in freier Natur kampiert, ist das sicher kein Problem. Um die unvermeidlichen Hinterlassenschaften kümmert sich der ganz natürliche biologische Abbau. Selbst das Toilettenpapier ist nach dem dritten Regen nicht mehr auszumachen. Wie es mit der eigenen Körperhygiene aussieht, muss natürlich jeder für sich entscheiden. Wo es keinen See oder zumindest einen Bach gibt, dürften hier allerdings die Standards ziemlich niedrig liegen.
Ein Problem sind Camper vor allem dort, wo viele Menschen dieselbe Idee haben und die Umgebung eines Parkplatzes in eine großräumige Freilufttoilette verwandeln. Genau das ist aber an vielen touristisch frequentierten Orten der Fall. Mit der Folge, dass sich die betreffenden Gemeinden immer massiver gegen das zunehmende „wilde“ campen zu wehren beginnen.
Wer im Camper unterwegs ist, hat eben dieselben Bedürfnisse wie jeder andere Mensch. Er braucht Trinkwasser für seinen Flüssigkeitshaushalt und er braucht Waschwasser, um seine Körperhygiene sicherzustellen. Wenn dieses Wasser im Fahrzeug nicht vorhanden ist, muss es eben aus der Natur oder anderswo her bezogen werden. Und wenn es keinen Abwassertank gibt, wird der Betreffende zwangsläufig zur Umweltsau. Wie gesagt, abseits bewohnter Gebiete ist das nicht wirklich ein Problem. Aber da, wo man seinen Lebensraum mit vielen anderen Menschen teilt, sollte man nicht zu deren Nachteil die Umwelt benutzen.
Mit einem Wohnmobil kann man durchaus überall übernachten. Damit ist man schließlich zumindest für ein paar Tage völlig autark in Stadt und Land unterwegs. Wenn daher Parkplätze für Wohnmobile gesperrt werden, kann das bestenfalls damit begründet werden, dass so ein Fahrzeug meist erheblich größer ist als ein normaler PKW und ganz schnell mal den Platz beansprucht, auf dem sonst zwei bis vier Autos parken könnten. Was weniger nachvollziehbar ist, ist die Tatsache, dass viele Parkplätze mittlerweile auch nachts für Wohnmobile gesperrt sind - also genau zu der Zeit, in der sie gähnend leer sind und selbst ein Dutzend Fahrzeuge niemand stören würde. Aber solche Verbote wurden meist von rücksichtslosen Wohnmobil-Urlaubern ausgelöst, die der Meinung waren, kurz vor der Abreise noch ihren Abwassertank leeren, ihre Toilettenkassette auskippen und ihren Müll abstellen zu können.
Aber das ist ein anderes Thema.
Im Vergleich zum Wohnmobil hat ein Camper den Vorteil der deutlich höheren Mobilität. Selbst ein Bully mit langem Radstand passt in jede Parklücke und ist daher in der Stadt genauso mobil wie jede ganz normale Limousine. So richtig wohnen kann man darin allerdings nicht. Mit mehr als zwei Personen an Bord ist ein Camper schon ein ziemlich fragwürdiger Kompromiss. Da genügt dann schon ein einziger verregneter Tag, um das Freizeitvergnügen gen null tendieren zu lassen.
Und wie schon gesagt, richtig kochen kann man im Camper eigentlich nicht. Geschirr und Essvorräte haben auch kaum Platz und der vorhandene Tisch eignet sich bestenfalls für ein bescheidenes Frühstück. Dazu kommt das Thema Körperhygiene, für das ein Camper schlicht und einfach nichts zu bieten hat. Schon das Zähneputzen ist ein Kompromiss. Alle übrigen Körperteile müssen schlichtweg vernachlässigt werden, wenn nicht gerade ein natürliches Gewässer in der Nähe ist.
Ein Camper ist fraglos ein tolles Fahrzeug fürs Wochenende. Damit kommt man schnell raus aus der Stadt und kann weit mehr als einen Picknickkorb mitnehmen. Kühle Getränke liefert die Kühlbox. Der Sonntagskaffee ist auch kein Problem. Fahrräder und andere Sportgeräte lassen sich außen montieren und eine spontane Übernachtung ist allemal drin. Für die Urlaubsreise sollte man hingegen auf Campingplätze setzen. Dort kann man den knappen Lebensraum schnell mit einem Vorzelt erweitern. Die morgendliche Dusche ist genauso wenig ein Problem wie der Gang zur Toilette und das abendliche Dinner entsteht eben auf dem Campinggrill.
Das Leben erfordert eben immer Kompromisse. Camper leben ursprünglicher, naturnaher und sind ein gutes Stück flexibler, als Wohnmobil-Urlauber. Dafür haben letztere deutlich mehr Komfort, der aber damit erkauft werden muss, dass man eben ständig die komplette Wohnung dabei hat.