Rucksack: Reisen mit kleinem Gepäck



Wer genau hinsieht, erkennt sie auf den ersten Blick. Sie stehen selten am Gepäckband, um auf den dicken Koffer zu warten. Sie sitzen längst im Mietwagen, während die übrige Meute noch auf den Transferbus wartet. Sie haben keinen Pauschalurlaub gebucht, sondern wollen Land und Leute kennenlernen. Sie haben beide Hände frei, denn alles, was sie brauchen steckt in ihrem Rucksack. Sie sind die Individualisten unter den Reisenden, die auf eigene Faust durch die Welt gehen.

Sie sind es, an die das Team von Peak Design gedacht haben muss, als es daran ging, die neue Travel Line zu entwickeln. Die Kalifornier aus San Francisco wollten nicht einfach einen Rucksack schaffen, wie es schon Tausende gibt. Sie hatten nichts Geringeres im Sinn als den ultimativen Reiserucksack, den sich jeder so einrichten kann, wie er ihn braucht. Und der so tough ist, dass man eine lebenslange Garantie darauf geben kann.

Als ich Ende 2018 bei Kickstarter auf den 45 Liter Travel Backpack stieß, regte sich sofort Begeisterung und ich wollte ihn haben. Ich schätze gutes Design und ich mag Designer, die sich in den Nutzer hineinversetzen, bevor sie etwas konstruieren. Denn wie gesagt, Rucksäcke gibt es schon genügend. Es gibt Wanderrucksäcke, in die alles reinpasst, was der Hiker für eine Woche Wildnis dabei haben will. Es gibt Kamera-Rucksäcke für die kiloschwere Nikon samt Objektivsammlung vom Weitwinkel bis zum Tele. Es gibt Rucksäcke für Business Nomaden, die ihr mobiles Office immer dabei haben. Es gibt leichte Fahrradrucksäcke, praktische Pendlerrucksäcke und vielseitige Freizeitrucksäcke.

Aber einer für alles musste erst noch erfunden werden. Einer, der sich klein macht, wenn man nur das Nötigste dabei haben will, und sich mächtig aufblasen kann, wenn eine mehrtägige Auszeit ansteht. Zugegeben, einen Rucksack für den Fernwanderweg kann er nicht ersetzen. Aber ansonsten ist er eigentlich für so ziemlich jede Situation zu gebrauchen.

Drei Tage irgendwo

Wenn ich mal wieder zu einer dreitägigen Reportage aufbreche, packe ich die Kamera-Ausrüstung rein, den Notebook sowieso und genügend Klamotten, um für unterschiedliche Situationen gerüstet zu sein. Schließlich muss man sich für die Besichtigung einer Industrieanlage anders anziehen, als für das Abendessen danach. Auch wenn man einen ganzen Tag durch eine Stadt gelaufen ist und ein paar Hundert Fotos geschossen hat, möchte man sich abends gerne frisch machen und umziehen.

Der Travel Backpack von Peak Design hat dafür eine Innenausrüstung, die sich anpassen kann. Ein zweites Paar Schuhe kommt in den Shoe Pouch. Rasierapparat, Zahnbürste & Co. stecken im Wash Pouch. Der ganze technische Kleinkram – Ladegeräte, USB-Kabel, Speicherkarten, Ohrhörer – liegt im Tech Pouch parat. Und dann gibt es noch unterschiedlich große Packing Cubes, in denen sich Hemden, T-Shirts, Socken, Unterwäsche und Hosen verstauen lassen, ohne ohne unterwegs zu zerknittern.

Die ganzen Cubes und Pouches sind übrigens wie Bauklötze zu verstehen. Sie passen perfekt in den Rucksack und lassen sich beliebig kombinieren, sodass der Platz immer optimal ausgenutzt wird. Die Packing Cubes bestehen aus zwei Kammern mit je einem Reißverschluss. In eine Kammer kommt die frische Wäsche hinein. Nach Gebrauch wandert das Zeug in die andere Kammer und ist dort geruchssicher verschlossen, ohne extra Platz zu brauchen. Außerdem gibt es einen Kompressionsreißverschluss. Der erlaubt es, den Cube richtig voll zu packen und den ganzen Stoff anschließend gleichmäßig zu komprimieren. Ich habe noch nie auf so wenig Raum so viel Wäsche dabei gehabt.

In die City und zurück

Der Travel Backpack hat ein maximales Fassungsvermögen von 45 Litern. Das wird erreicht, wenn man einen geheimnisvollen Reißverschluss öffnet, der den an sich recht kompakten Rucksack gut drei Zentimeter tiefer macht. Doch wenn all der Stauraum nicht benötigt wird, kann nicht nur der Reißverschluss zubleiben. Mit zwei großen Druckknöpfen lässt sich außerdem das obere Teil des Rucksacks zusammenfalten, sodass sein Volumen auf moderate 35 Liter schrumpft. Dann entspricht der Travel Backpack in etwa dem größeren der beiden Everyday Backpacks von Peak Design, die sich bei Pendlern zunehmender Beliebtheit erfreuen, die jeden Tag mit dem Rad oder der Bahn in die City fahren.

Als Pendler-Rucksck zeigt der Travel Backpack sein zweites Gesicht. Direkt am Körper befindet sich nämlich ein gepolstertes Computerfach, das einen Notebook bis 15 Zoll aufnehmen kann. Das Fach ist zweigeteilt, sodass zusätzlich auch noch ein Tablet einen geschützten Platz findet. Beide Geräte sind bequem von oben erreichbar.

Die vollformatige Fronttasche bietet eine vielseitig nutzbare Einteilung für Dokumente, Schreibzeug, Schreibblock und was immer sonst noch zu einem mobilen Büro gehört. Das ganze technische Zubehör steckt, wie schon gesagt, im Tech Pouch, sodass man eigentlich nie wieder nach irgend einem Kleinkram suchen muss. Für längere Zugreisen habe ich meist noch einen Noise Cancelling Kopfhörer dabei, der mich von meiner Umgebung völlig abschottet. Wenn ich nicht gerade die Reisezeit mit Arbeit verbringe, verbinde ich den per Bluetooth mit dem Handy oder dem Tablet, um Musik zu hören oder einen Film anzusehen.

Eine gute Idee ist übrigens, dass man die Schultergurte des Rucksacks in zwei rückwärtigen Fächern verstauen kann. Dadurch sind sie nicht im Weg, wenn man ihn im Zug im Gepäckfach unterbringen will. Oder im Flieger, denn in seiner kompakten Form geht der Travel Backpack nämlich bei den meisten Airlines als Handgepäck durch und erübrigt damit in vielen Fällen die lästige Wartezeit am Laufband der Gepäckausgabe. Außerdem lässt sich der Rucksack mit verstauten Tragegurten mit einem der vier Tragegriffe wie eine Reisetasche tragen.

Kamera so oder so

Peak Design ist mit seinem Capture Clip groß geworden und seitdem besonders unter Fotografen ein fester Begriff. Auch die übrigen Taschen und Rucksäcke aus San Francisco wurden vor allem mit Blick auf Leute entwickelt, die eine Kamera-Ausrüstung zu transportieren haben und jederzeit schnell darauf zugreifen wollen. Der Travel Backpack macht da natürlich keine Ausnahme. Wie schon der Everyday Backpack zeichnet er sich durch zwei seitliche Öffnungen aus, über die man Kamera und Zubehör erreicht, ohne dafür den Rucksack erst absetzen zu müssen. Außerdem lässt sich der Rucksack nicht nur von oben, sondern auch von hinten und vorne befüllen.

Für die Kamera-Ausrüstung haben die Kalifornier spezielle Camera Cubes entwickelt, die natürlich genau auf die Innenmaße des Rucksacks abgestimmt sind. Es gibt sie in drei Größen, passend zu jeder Ausrüstung. die größte Ausführung nimmt den gesamten Innenraum in Anspruch, die anderen zwei beziehungsweise ein Drittel davon. Der Travel Backpack kann also ein reiner Kamera-Rucksack sein, oder ein Reiserucksack, der auch noch Platz für Kleidung und das Notebook bietet.

Ich habe übrigens auch schon den Rucksack im Hotel zurückgelassen und für eine City-Exkusion allein den Camera Cube mit meiner kompakten Fotoausrüstung mitgenommen. Ergänzt mit einem Kamera-Tragegurt von Peak Design lässt er sich nämlich bequem über die Schulter oder auch als Sling tragen.

Outdoor-Einsatz der praktischen Art

Wen ich mit dem Wohnmobil unterwegs bin, steht oft auch eine mehr oder weder ausgedehnte Wanderung auf dem Programm. Früher hatte ich dafür den großen Everyday Backpack dabei. Jetzt hat der Travel Backpack diese Rolle übernommen. Wenn man den oberen Teil zusammenfaltet, hat er nämlich fast dieselbe Größe und bietet dieselben Vorteile – nur noch eine Spur besser.

Die beiden seitlichen Taschen können jeweils eine ausgewachsene 1-Liter-Trinkflasche aufnehmen. Alternativ passt hier auch ein kompaktes Reisestativ rein. Ich bewahre hier auch meinen Schlüsselbund auf. Den habe ich nämlich mit einem Anchor Link versehen, damit ich ihn fest mit dem Rucksack verbinden und somit nicht verlieren kann.

Wenn ich auf Touren durch die Wildnis auf meine Kamera zugreifen will, muss ich nur den rechten Schultergurt abstreifen und den Rucksack seitlich vor mich schwenken. Durch die seitliche Reißverschlussöffnung kann ich direkt auf das Equipment zugreifen, das im Camera Cube stoßsicher untergebracht ist. Dafür wird der Cube mit vier speziellen Klammern fest mit dem Rucksack verbunden.

Sie glauben, ich schreibe das hier, weil ich von Peak Design Geld dafür bekomme? Weit gefehlt. Diese Zeilen sind allein Ausdruck meiner persönlichen Überzeugung und Begeisterung. Ich habe Peak Design lediglich gefragt, ob ich ihre Bilder dafür verwenden darf. Die findet man nämlich auch auf deren Website. Die dortigen Videos habe ich mir übrigens mehrere Male angesehen. Der Travel Backpack hat nämlich tausend praktische Details, die man erst im Laufe der Zeit entdeckt und schätzen lernt.