Fahrrad: Kleine Veränderungen für mehr Komfort
Mein Mountain Bike ist ein amerikanisches Aluteil mit besten Shimano-Komponenten, Federgabel vorne und Elastomer-Dämpfung hinten. Vor gut zwei Jahrzehnten habe ich es als Mietrad gefahren und nach einer Woche kurzerhand dem Radverleih abgekauft. Das Bike hat mir einfach gefallen und ich konnte mich bisher zwei Jahrzehnte lang nicht von ihm trennen. Damals kostete es rund 2000 Mark. Heute ist sowas unter 4000 Euro nicht zu haben. Nur eines war nie so ganz ideal: schon nach einer Stunde Fahrt taten mir die Handgelenke weh. Und so richtig perfekt war meine Sitzhaltung eigentlich nicht. Aber auch dafür habe ich jetzt eine Lösung gefunden.
Im Laufe der Jahre wurden Schaltung und Zahnräder des Bikes schon zweimal ausgetauscht und auch so manches Zubehör ist dazu gekommen. So wurde zum Beispiel das Lenkerrohr mit einem Zwischenstück um 8 cm nach oben versetzt. Ein spezieller Adapter sorgt dafür, dass sich der Sattel ein gutes Stück weiter hinten befindet. Und die handelsüblichen Handgriffe wurden durch zwei ergonomische Exemplare ersetzt. Mit dem Erfolg, dass sich mein Bike jetzt besser fährt als je zuvor. Und dass ich auch längere Touren durchhalte, ohne dass mir die Gelenke schmerzen.
Fünf Zentimeter, die viel ausmachen
Der Satteladapter ist ein recht simples Aluteil, das einfach anstelle des Sattels auf die dafür gedachten Halterung am oberen Ende des Sattelrohrs geschraubt wird. Er ist ziemlich massiv ausgeführt und versetzt die Sattelhalterung um rund fünf Zentimeter nach hinten. Das klingt zwar nicht nach viel, aber mir hat es geholfen, eine erheblich bessere Sitzposition zu finden. Eine Investition für rund 30 Euro, die sich besonders größer gewachsene Menschen überlegen sollten.
Man muss allerdings dazu sagen, dass der Adapter nicht mit allen Sattelrohren einwandfrei funktioniert. Ich habe ir vier Halterungen zuschicken lassen, bevor eine dabei war, die eine einwandfreie Verbindung mit dem Adapter ermöglichte. Der Grund dafür ist, dass das Gewicht des Körpers (und die dynamischen Kräfte beim Fahren) nicht mehr senkrecht auf das Sattelrohr wirken, sondern ein gutes Stück daneben. Das heißt, es wirken erhebliche Kräfte auf die Verschraubung ein, die bei allzu billigen Schrauben nicht allzu lange funktionieren.
Lenkergriffe, die in die Hand hinein konstruiert wurden
Ein Lenkergriff ist ja normalerweise nicht viel mehr als ein rundes Gummiteil, das über das Lenkerrohr gestülpt wird. Er soll dafür sorgen, dass die Hände nicht so schnell abrutschen können und man das Fahrrad auch bei richtig unwegsamem Gelände fest im Griff hat. Aber so ein Griff ist eben nur rund zwei Zentimeter dick und die Fläche, über die alle Stöße auf Handgelenke und Unterarme übertragen werden, ist nur wenige Millimeter breit.
Bei einer längeren Fahrt muss das geradezu zu Ermüdungserscheinungen führen. Die Handgelenke tun weh und man greift immer wieder in die Lenkerhörner, um den Druckpunkt zu verlagern und die Schmerzen abklingen zu lassen. Eigentlich wäre man ja noch fit für viele Kilometer, aber die Fahrt wird dennoch immer mühsamer. Auf einem groben Feldweg oder auf Laub bedecktem Waldboden kann man letztendlich gar nicht anders, als den Griff fest umschlossen halten. Auf der Straße tut man es schon deshalb, weil man ständig drei Finger am Bremshebel hat, um auf jede Situation reagieren zu können.
Seit dem Kauf des Rades vor mittlerweile mehr als zwei Jahrzehnten habe ich das Problem ganz einfach als unvermeidlich angesehen. Rennrad-Fahrer sind noch schlimmer dran, habe ich mir gedacht und mich immer gefragt, wie die über längere Zeit ihre doch recht unergonomische Körperhaltung ertragen können. Aber Sport heißt wohl irgendwie auch, dass man seinen Körper spürt. Vielleicht sind meine Handgelenke auch besonders empfindlich. Oder es hat mit meiner täglichen Arbeit zu tun, die ja im Wesentlichen darin besteht, die Hände zu benutzen und mit den Fingern eine Tastatur zu bearbeiten. Aber ganz gleich, wie man es sieht, ideal ist die Situation nicht.
Die Lösung brachte mir eine Adsense-Anzeige, die mir Google in die Facebook Timeline schob. Ich hatte zuvor bei Amazon ein bestimmtes Zubehörteil gekauft und wurde in den folgenden Tagen mit dem Hinweis „das könnte Sie auch interessieren“ auf weitere interessante Produkte aufmerksam gemacht. Darunter war ein ergonomischer Fahrrad-Handgriff, der stundenlanges ermüdungsfreies Fahren ermöglichen sollte.
Das Versprechen klang verlockend. Ich habe mir also einige Modelle angesehen und mich dann für den Handgriff entschieden, unter dem nur positive bis euphorische Rezensionen standen. Es scheint nämlich hier auch eine Menge Billigkram auf dem Markt zu sein. Darunter Griffe, die sich nicht richtig befestigen lassen und ständig verrutschen. Oder irgendwelche Plastikteile, die schon nach dem ersten Geländeritt ihren Geist aufgeben.
Den alten Griff abzunehmen, war kein großes Problem. Ich habe einfach das Rad auf die Seite gelegt und den Lenker mit dem Griff in eine Schüssel mit heißem Wasser getaucht. Dabei dehnt sich das Material und man kann den Griff relativ mühelos abziehen. Auf der anderen Sieite funktionierte es genauso einfach. Meinen neu erworbenen ergonomischen Handgriff musste ich dann nur noch auf die Lenkstange schieben und ausrichten. Die Fixierung erfolgte mit einer Klemmschraube und schon konnte es losgehen.
Eigentlich habe ich mir keine Wunder versprochen. Etwas mehr Komfort vielleicht, aber auch das wäre es schon wert gewesen. Umso überraschter war ich über das Ergebnis.
Im Grunde genommen steckt hinter den ergonomischen Fahrrad-Handgriffen ein ganz einfaches Prinzip. Normalerweise steht den Händen ja nur über eine relativ kleine Kontaktfläche zur Verfügung. Die Stöße, die trotz Federung noch immer recht heftig sein können, werden sogar über einen ganz schmalen Bereich des Rohrs auf Handgelenke und Arme übertragen. Bei einem ergonomischen Griff hingegen liegt praktisch der gesamte Handballen auf dem Griff auf. Die Kontaktfläche ist entsprechend größer. Die Stöße sind zwar genauso heftig, aber sie werden über eine deutlich größere Kontaktfläche in den Körper eingeleitet. Genau darin scheint der unterschied zu liegen.
Ich habe das Gefühl, jetzt noch viel besser mit meinem Mountain Bike verbunden zu sein. Rein subjektiv habe ich den Eindruck, jede auch noch so grobe Wegstrecke deutlich besser im Griff zu haben. Und objektiv gesehen vergeht jetzt wesentlich mehr Zeit, bis sich die ersten Schmerzen in den Handgelenken zeigen. Bei meinen regelmäßigen abendlichen Runden fällt das gar nicht mehr auf und und Rad fahren macht wieder richtig Spaß. Das betagte Mountain Bike hat daher wohl noch ein paar erlebnisreiche Jahre vor sich.