Kreditkarten: Ohne geht oft gar nichts

Mit Bargeld ist die Welt ganz einfach. Man trägt es mit sich herum und kann überall alles damit bezahlen. Überall? Alles? Das ist mittlerweile leider durchaus nicht mehr gewährleistet. Es gibt nämlich besonders im Ausland immer wieder Situationen, in denen der heimische Euro-Schein schlichts und einfach nichts wert ist. Zum Beispiel an einer französischen Autobahn-Ausfahrt.

Da kann es einem nämlich schnell passieren, dass da kein Mensch mehr sitzt, um die Maut für die abgespulten Kilometer zu kassieren - sondern lediglich ein Automat. Und der versucht naturellement in Französisch zu kommunizieren. Schließlich ist man in Frankreich und hat als Reisender gefälligst die Landessprache zu beherrschen. Und man hat eine Visa oder Mastercard dabei zu haben, denn einen Menschen ohne Kreditkarte können sich die Franzosen offensichtlich gar nicht mehr vorstellen.

Es ist übrigens das Land, in dem Bargeld mittlerweile fast schon als Synonym für Schwarzgeld gesehen wird und Barzahlungen auf wenige tausend Euro beschränkt sind. Ich bin schon mal ziemlich hilflos vor so einer vollelektronischen Mautstelle gestanden. Erst habe ich einfach nicht kapiert, was ich wo reinstecken und welche Taste ich drücken soll. Und als ich es schließlich sogar geschafft hatte, den Automaten auf Deutsch umzustellen, wollte er meine Kreditkarte nicht. Aus welchen Gründen auch immer. Soll mir noch einmal einer kommen und behaupten, Bezahlen mit Karte sei doch sooo viel einfacher.  

Ich bin ja ein glühender Verfechter von Bargeld und bestehe auch beim Lidl darauf, meine Lebensmittel bar zu bezahlen. Bargeld ist nämlich ein letztes Stück Freiheit, während jeder elektronische Bezahlvorgang in irgendwelchen System gespeichert wird und damit jederzeit nachvollziehbar ist. Wobei es mir als das geringere Übel erscheint, wenn Unternehmen mein Kaufverhalten ausspionieren wollen, um mir dann gezielt Werbung schicken zu können. Viel problematischer ist der Staat. Je mehr der nämlich über mich weiß, desto schlechter steht es um meine persönliche Freiheit. Und gerade im Bereich des Zahlungsverkehrs ist von dieser Freiheit schon so gut wie nichts mehr übrig geblieben. Nahezu jede Behörde kann sich mittlerweile informieren, wo ich überall ein Konto habe und wenn mich das Finanzamt erpressen will, genügt eine Rundum-Kontopfändung und alle Konten sind weitgehend wertlos. Unter solchen Umständen ist es schon eine Art Selbstverteidigung, wenn man für alle Fälle einen Bargeld-Vorrat besitzt. Und genau die will uns dert Staat gerne auch noch nehmen. Unter dem Vorwand, Geldwäsche zu verhindern. Aber eigentlich mit der Absicht, von jedem auch noch so kleinen Geldtransfer etwas für sich abzuzweigen.

Aber das nur am Rande.

So sehr ich auf Bargeld bestehe, manchmal komme auch ich nicht drum herum und muss die Plastikkarte zücken. Speziell für Reisen habe ich mir dafür extra eine Prepaid-Karte zugelegt, die für finanzielle Übersicht sorgt und ein Verlustrisiko in Grenzen hält. Und die brauchte ich erst kürzlich, als ich mich auf der Rückreise von Irland befand. Ich hatte die Route über England gewählt und irgendwo, ein paar Kilometer vor Dover, überkam micht der kleine Hunger. Also hielt ich an der nächsten Raststätte an und hatte die Wahl zwischen Burger King und KFC. Ich wälte letzteres und reichte dem lächelnden jungen Mädchen wie selbstverständlich einen 20-Euro-Schein. Die wiederum guckte ziemlich verwirrt drein und wandte sich an ihren Chef. Es war der Moment, in dem mir bewusst wurde - England, Brexit, ach ja, hier zahlt man ja noch in Pfund. Also machte ich es ihr einfach und zückte meine Mastercard. In Deutschland wäre es mir ja nie eingefallen, für ein paar Hähnchenteile mit Plastik zu bezahlen, aber wenn man Hunger hat ...

Wer die Kanalfähre nimmt, um England auf dem Landweg zu verlassen, landet fast zwangsläufig in Belgien. Irgendwo bei Antwerpen sagte mir ein Blick auf die Tankuhr, dass ich mal wieder auffüllen sollte. Also machte ich an der nächsten Tankstelle halt und steckte wie üblich die Zapfsäule in die dafür vorgesehene Öffnung. Doch es geschah - nichts. Kein Tropfen Diesel wollte in mein Reisemobil laufen. Die Anzeige blieb beharrlich auf Null. Na ja, der Vorgänger wird wohl mit der Bezahlung noch nicht fertig sein, dachte ich mir und wartete eine Weile. Doch auch nach mehreren erneuten Versuchen passierte nichts. Das Ding ist kaputt, lautete meine nächste Schlussfolgerung und ich reihte mich an der Zapfsäule nebenan ein. Aber auch das sollte sich als falsch herausstellen und ich stand ziemlich ratlos da.

Bis mir unter den zahlreichen Hinweisen das deutsche Wort "Vorauszahlung" auffiel. Aha. Die wollen also, dass ich vorher zur Kasse gehe, um dann genau soviel Diesel zu bekommen, wie ich bezahlt hatte. Das war mir zu umständlich, denn ich hatte keine Ahnung, wieviel in meinen Tank gehen würde. Also klappte ich den Tankdeckel wieder zu, um mir eine andere Tanke zu suchen.

Der Motor lief schon, als mir auffiel, dass sich der Kunde neben mir an einer silbernen Metallsäule zuschaffen machte, auf der ein Kreditkarten-Symbol zu sehen war. Ich stellte also den Motor wieder ab und sah mir die Sache etwas genauer an. Da war ein Schlitz, der tatsächlich meine Kreditkarter schluckte. Und da war ein Display, das mir ohne weiteres Zutun in Deutsch mitteilte, dass ich meine PIN und die Zapfsäulen-Nummer eingeben solle, um tanken zu können. Was ich brav tat und siehe da, ich konnte endlich meinen Tank füllen.

Wer kein Plastik hat, kann also hier nicht tanken. Und bei einer Fehlfunktion der ganzen Elektronik geht gar nichts mehr. Die Tankstelle glich nämlich eher einem Supermarkt mit Kaffeetheke. Eine Kasse zum Tanken gab es da schlicht und einfach nicht.

Ich hoffe inständig, dass das nicht Schule macht und irgendwann auch hiesige Tankstellen auf die Idee kommen, Personal durch Technik zu ersetzen. Und irgendwie hoffe ich auch klammheimlich, dass es irgendwann zu einem ganz großen Datengau kommt, der das Wirtschaftsleben vollständig zum Erliegen bringt, weil irgend ein Virus - oder ein Stromausfall - die ganze ach so moderne Bezahltechnik lahmlegt. Vielleicht braucht es eine solche Erfahrung, um die Leute daran zu erinnern, dass Papiergeld und Münzen unbestreitbare Vorteile haben.