Grundsatzfrage: Caravan oder Wohnwagen?

Mein Camping-Abenteuer begann mit einem Campingbus. Es war ein gebrauchter Bully, den ich mithilfe eines Ausbausatzes wohnlich hergerichtet hatte. Die Idee erschien mir ideal: Ein Auto, mit dem man ganz normal auf der Straße fahren kann und das gleichzeitig ein ideales Fahrzeug für den Wochenend-Trip oder cen Camping-Urlaub abgibt. Doch schon die erste große Fahrt sollte meine Sichtweise verändern.

Meine damalige Frau war Amerikanerin und ihre Verwandten hatten sich in den Kopf gesetzt, uns just in dem Sommer zu besuchen, in dem der Bully bereit war, zum ersten Mal richtig groß auf Tour zu gehen. Eigentlich sollte es ja ans Nordkap gehen – der große Traum, der wohl so manchen Campingbus-Fahrer angetrieben hat. Aber neue Situationen verlangen nach anderen Lösungen.

Unsere bestand darin, die Nordkap-Tour auf das kommende Jahr zu verlegen und statt dessen eine ausgedehnte Rundreise durch halb Europa zu machen. Durch die damalige DDR nach Berlin. Von dort aus nach Kopenhagen, dann über Holland und Belgien nach Paris und irgendwie über München wieder zurück. Amerikaner haben schließlich ihre ganz bestimmten Vorstellungen davon, was man in Europa besucht haben muss. Und da wir zusammen 5 Personen waren, erhielt der sonnengelbe „Jolly Traveller“ (so hatten wir den Bully genannt und der der Name stand auch auf beiden Türen) eine Anhängerkupplung und es wurde ein Wohnwagen gemietet.

Die Europa-Tour wurde ein voller Erfolg. Schwiegervater verknipste gefühlte hundert Instamatic-Filme und die Frauen fühlten sich wie im Himmel, als sie ganz oben auf dem Eiffelturm standen. Auch für mich war dieser erste Camping-Trip eine neue Erfahrung. Und gleich die erste Erkenntnis und die führte dazu, dass der Jolly Traveller wenige Monate später zum Verkauf stand.

Ich hatte nämlich eines gelernt: so ein Campingbus ist immer noch Camping. Zwar besser als mit dem Zelt, aber eigentlich nicht viel anders. Die Stehhöhe war auf gut einen Quadratmeter begrenzt, der Tisch war winzig, der Herd hatte nur zwei Flammen und zum Schlafen musste man erst die Sitzbank umklappen. Außerdem war alles verdammt eng und nennenswerten Stauraum gab es genauso wenig wie eine Toilette. Im Vergleich dazu war ein Wohnwagen Komfort pur. Man saß an einer gemütlichen Sitzgruppe, das Bett war immer gemacht auch sonst war alles da, was man zum Wohnen braucht.

Und so begann mein Leben als Caravaner. Urlaub in Europa hieß einpacken, anhängen und losfahren. Einfach auf eigene Faust und meist ohne konkrete Pläne.

Ich habe insgesamt sechs Wohnwagen gefahren. Vom winzigen Seestern mit drei Metern Aufbaulänge bis zum großen Bürstner mit Doppelbett, separater Dusche und drehbarem Fernseher mit Satelliten-Empfang. Doch bei jedem Wagenwechsel war sie wieder da: die Frage, ob ein Wohnmobil nicht besser wäre. Sie sahen einfach zu schick aus, diese Wohnzimmer mit eigenem Motor. Aber sie warn eben auch verdammt teuer.

Also wurde es dann doch  immer wieder ein Wohnwagen und ich tröstete mich mit der rationalen Erklärung, dass das doch viel praktischer sei. Man zieht sein mobiles Ferienhaus dahin, wo man gerne sein möchte, lässt ihn auf einem hübsch hergerichteten Campingplatz stehen und hat dann ein ganz gewöhnliches Auto zur Verfügung, um die Gegend zu erkunden. Ich bin auf diese Weise durch enge Schluchten in Südfrankreich gefahren, durch die ich mich mit einem Wohnmobil nie getraut hätte. Und bei jedem Einkauf im nächsten Supermarkt war ich froh darüber, dafür nicht das komplette Wohnzimmer mitnehmen zu müssen.

Ein Vorzelt hatte ich übrigens nie. Es hat mich immer amüsiert, wenn andere Camper nach der Ankunft erst einmal eine Stunde mit dem Aufbau ihres umfassenden Zubehörs beschäftigt waren, währen dich einfach die Markise ausrollte und das war‘s. Ich meine, wer es sich im Urlaub häuslich einrichten will und 3 Wochen am selben Platz bleibt, der ist doch mit einer Ferienwohnung besser bedient und muss kein voluminöses Wohngehäuse quer durch Europa ziehen.