Bergerac: Lohnender Zwischenstopp an der Dordogne

Bergerac haben nur wenige Frankreich-Touristen auf dem Schirm. Genauso, wie nur echte Kenner wissen, dass hier in der historischen Region Périgord Pourpre ein Wein mit ganz besonderem Charakter wächst. Bei einem Besuch von Caterina de Medici soll sogar Wein aus den Brunnen in der Rue des Fontaines geflossen sein, aber das ist wohl genauso eine Fabel wie die Behauptung, dass Cirano de Bergerac jemals in der Stadt gesehen wurde. 

Manchmal sind es die kleinen Zufälle, die eine Reise durch ein zusätzliches Highlight bereichern. Wir kamen aus der Weinregion des Médoc und hatten gerade in Saint Emilion die Stauräume des Wohnmobils mit Wein vollgepackt, als die Abzweigung nach Bergerac auftauchte. Da es schon auf zwei Uhr nachmittags zuging verspürten wir allmählich Hunger und entschieden uns spontan zu einem Zwischenstopp. Der im Stellplatzführer genannte Wohnmobil-Standplatz erschien uns dafür allerdings zu weit weg von der City, also probierten wir unser Glück und fuhren den riesigen Parkplatz Parking du Foirail an der Rue Junien Rabier an. Ein freundlicher Mann verriet uns wortreich, in welche Richtung wir zur Altstadt gehen mussten und wir zogen los.

In den Restaurants herrschte zwar noch reges Treiben, aber wir hatten mal wieder die französische Eigenart vergessen, die man hier immer im Hinterkopf haben sollte. Besonders im ländlichen Frankreich muss man nämlich pünktlich zum Mittagessen erscheinen, sonst hat man eben Pech gehabt. Zwei Uhr Nachmittags lag da wohl schon weit außerhalb der Toleranzzone und selbst zwei hungrige Touristen wie wir stießen da nur noch auf ein irritiertes „nous sommes désolés“.

Aber man soll ja die Hoffnung nicht aufgeben. Also spazierten wir weiter durch die engen Gassen der Altstadt und landeten irgendwann am Place Pelissière. Dort gab es eine nette Außengastronomie und wir nahmen uns Zeit für ein Menü, wie wir es an diesem eher gewöhnlich wirkenden Ort eigentlich nicht erwartet hätten. Das Périgord ist eben nicht ohne Grund für seine raffinierte Küche bekannt, die selbst unter den anspruchsvollen Franzosen einen ganz besonderen Ruf hat. Die typischen Périgord-Trüffel sind da sicher das Highlight, allerdings mittlerweile unerschwinglich, seitdem Gourmets aus der ganzen Welt davon Wind bekommen haben. Aber die Wälder der Region geben ja noch viel mehr her: Wild in tausend Variationen, und Geflügelspezialitäten vom Confit bis zur Foie Gras. Wer das auf einer Frankreich-Reise nicht ausprobiert, hat definitiv etwas verpasst. 

Wir hatten übrigens ein Hühnchen, wie wir es unser ganzes Leben noch nie gegessen hatten. Dass wir dabei direkt neben der Statue von Cyrano de Bergerac saßen, fiel uns erst danach auf. 

Savinien Cyrano de Bergerac war ein französischer Schriftsteller aus dem 17. Jahrhundert. Seine Romane „Die Staaten und Reiche des Mondes“ und „Die Staaten und Reiche der Sonne“ gelten als Vorläufer des Science-Fiction. Seine heutige Bekanntheit beruht vor allem auf dem Versdrama „Cyrano de Bergerac“ von Edmond Rostand und natürlich auf dem Film „Cyrano von Bergerac“ mit Gerard Depardieu. Allerdings hat der Schriftsteller absolut nichts mit der Stadt Bergerac zu tun. Er war auch nie in Bergerac, obwohl man eine Statue von ihm an mehreren Orten findet. 

Bergerac hat eigentlich nur wenige Sehenswürdigkeiten. Der Reiseführer nennt hier nur die alte Brücke über die Dordogne und ein sehenswertes Tabakmuseum. Hier kann man unter anderem eine alte Maschine sehen, die Pfeifenköpfe in Serie herstellen kann. Weinliebhaber werden natürlich die Maison des Vins de Bergerac besuchen. Es befindet sich in einem Gebäude aus Holz und Ziegelsteinen aus dem 17. Jahrhundert, das rund um das Cloître des Récollets erbaut wurde. 

Wer nicht so sehr auf Museen steht, dem sei zumindest ein Rundgang durch das historische Zentrum von Bergerac empfohlen, bei dem man eine Reise bis ins Mittelalter erleben kann. Gut zwei Stunden sollte man sich dafür allerdings Zeit nehmen und das idealerweise an einem Mittwoch oder Samstag. Dann ist nämlich Markt rund um die Kirche Notre Dame am Rande der Altstadt und den überdachten Markt am Palace Louis de la Bardonnie. 

Wobei ein französischer Markt mit nichts zu vergleichen ist, was man in Deutschland kennt. Wir waren zufällig an einem Samstag in Castres und uns sind die Augen übergelaufen. Als wir den dortigen Wochenmarkt durchquert hatten, mussten wir erst einmal zum Wohnmobil zurück, um all den Ballast abzuladen. 

Bergerac ist eine jener kleinen französischen Städte, die eine beschauliche Ruhe ausstrahlen, der man sich einfach nicht entziehen kann. Wir wollten zwar an diesem Tag noch bis ins Perigord Noire mit seinen prähistorischen Höhlen, aber irgendwie war uns das egal, während wir durch die verwinkelten Sträßchen spazierten und das Flair des Midi auf uns wirken ließen. Meine Liebste blieb vor jeder Patisserie stehen und als wir zum Wohnmobil zurückkehrten, mussten wir erst mal Kaffee machen, um all die verlockenden Süßigkeiten auszuprobieren. 

Meine Stunde schlug eher in der Cave Coopérative de Monbazillac. Sie liegt am der D933 ein gutes Stück südlich von Bergerac und ist eine gute Quelle, um die typischen Weine der Region einzukaufen. Direkt im Keller der Genossenschaft bieten mehrere Winzer ihre Produkte an. Empfehlenswert ist aber auch ein Besuch des Château de Monbazillac ganz in der Nähe, wo es ebenfalls ein Weingeschäft mit Degustation gibt. Das Weinbaugebiet von Bergerac hat eine Fläche von über 12.000 Hektar und zählt zum südwestfranzösischen Département Dordogne. Die Weinlagen von Bergerac sind eine natürliche Fortsetzung des weltberühmten Weinanbaugebietes von Bordeaux. Sie zählen allerdings nicht zum Medoc, sondern zur französischen Weinbauregion Sud-Ouest.

Bergerac ist vielleicht kein Urlaubsziel, das einen längeren Aufenthalt rechtfertigt. Aber das malerische kleine Städtchen im südwestlichen Périgord ist durchaus einen Zwischenstopp wert, wenn man ohnehin in der Gegend ist. Zum Beispiel auf einer Tour quer durch Frankreich bis hin zu den Pyrenäen oder den Stränden an der Biscaya. Oder auch auf einer Schlemmerreise in das Zentrum des Landes, das zu Recht für seine facettenreiche Küche bekannt ist.