Loire: Zwei Tage von Schloss zu Schloss

Eigentlich sollte es eine Sommerreise durch die Bretagne sein. Aber da wir schon viel von den Schlössern an der Loire gehört hatten, nahmen wir uns für die Rückfahrt ein paar zusätzliche Tage und legen einen Zwischenstopp bei Blois ein. Genügen zwei Tage, um die berühmten Loire-Schlösser kennenzulernen? Wir konnten drei davon sehen und hatten eigentlich kein Bedürfnis, länger zu bleiben. Aber das wird natürlich jeder anders sehen.

Der Campingplatz von Blois nennt sich Camping Val de Blois und befindet sich am südlichen Flussufer der Loire. Man muss nur über die Brücke fahren, links abbiegen und dem Flusslauf folgen und in wenigen Minuten ist man da. Direkt daneben ist ein Kajak-Zentrum, wo man in der Sommerzeit Boote ausleihen kann, um die berühmte Lire vom Wasser aus zu erleben. Der Platz besteht aus einer weitläufigen Wiese mit einigen Bäumen. Hier lebt es sich ausgesprochen entspannt mit Blick auf die Flusslandschaft. Es gibt sehr gepflegte Sanitäranlagen und eine Ver- und Entsorgungsstation für das Reisemobil.

Direkt am Platz führt auch der Radweg vorbei, auf dem man praktisch die gesamte Loire entlang radeln kann. Wir ließen allerdings unsere Räder am Wohnmobil. Ein Blick auf die Karte hatte nämlich ergeben, dass schon der Besuch eines Schlosses eine recht anstrengende Tour gewesen wäre, die wir uns bei hochsommerlicher Hitze nicht wirklich antun wollten.

An die Loire fährt man natürlich wegen der Schlösser. So hatte ich es zumindest im Hinterkopf und hatte auch deshalb Bois als Ausgangsort ausgesucht, weil hier besonders viele davon in nächster Nähe sein sollten. Dac erste davon wollten wir gleich am nächsten Tag aufsuchen: Chateau Chambord

Der Weg dorthin ist bestens ausgeschildert und führt über zahlreiche Landstraßen, bis man irgendwann in einem Waldgebiet landet. Ich hatte ja immer gedacht die Loire Schlösser liegen alle an der Loire. Dieses hier war eine halbe Autostunde vom Fluss entfernt. Und man scheint dort auf Besucher eingestellt zu sein.

Die Beschilderung führt schnurstracks zu einem beeindruckenden Parkplatz. Hier findet die erste Monetarisierung des ständigen Besucherstroms statt und man landet auf einer staubigen Kiesfläche, die von einzelnen Hecken unterteilt ist. Ein Teil davon ist Wohnmobilen vorbehalten. Hier sind zwar die Parkbuchten größer, aber die Fahrzeuge stehen dennoch eng nebeneinander in Reih und Glied. Für eine Nacht ist es OK und länger wird man hier vermutlich ohnehin nicht bleiben. Zumal es irgendwelche Services zur Ver- und Entsorgung nicht gibt.

Das Schloss präsentiert sich in respektabler Größe. Die gesamte Anlage ist bestens gepflegt. Wer nicht gut zu Fuß ist, kann sich ein Fahrzeug mit Pedal- oder Elektroantrieb nehmen und sich in den Besucherstrom einreihen. Wer gerne spazieren geht, findet hier genügend Auslauf für einen Tag und sollte nicht vergessen, ein Picknick mitzunehmen. Aber man ist in Frankreich und es gibt natürlich mehrere Restaurants der unterschiedlichsten Kategorien. Wir hatten einen schönen, sonnigen Tag erwischt und haben unter dem Sonnenschirm sehr gepflegt gespeist.

Frankreich ist stolz auf seine Schlösser und gibt sich große Mühe, sie zu erhalten und für die Allgemeinheit zugänglich zu machen. Vor Chateau Chaumont ritten zwei junge Frauen auf weißen Pferden hin und her und geben sich große Mühe, wie edle Damen aus einer früheren Zeitepoche zu wirken. Damals waren sie vermutlich allein unter Ihresgleichen. Heute dienen sie als Kulisse für einen ständigen Besucherstrom aus dem Volk.

Den Zutritt zum Schloss muss sich natürlich erkauft werden. Nicht nur mit Euros, sondern auch mit mindestens einer Stunde Wartezeit. Zumindest im Sommer, wenn gefühlte zehntausend chinesische Touristen auch da sind. Chinesen sind da nicht viel anders als Japaner. Sie lieben Schlösser und kommen aus dem Staunen nicht heraus. Für uns war es eher ein deja vue-Erlebnis. Irgendwie sehen Schlösser alle gleich aus, ganz gleich ob sie an der Loire, in Bayern oder Österreich stehen. Viel Punkt. Viel Gold. Viele kunstvoll geschwungene Möbel. Viel Kitsch.

Wir entschlossen uns nach dem Rundgang durch die königlichen Schlafzimmer zu einem ausführlichen Spaziergang durch den weitläufigen Schlosspark. Als wir schließlich wieder zum Wohnmobil zurückkehrten, war es schon später Nachmittag und wir betrachteten die Exkursion des Tages für beendet.

Am nächsten Tag stand zunächst Chateau de Cheverny auf dem Programm. Es ist ein eher kleineres Schloss am Rand eines unscheinbaren Dorfes und wurde im frühen und klassizistischen Barockstil erbaut. Das Schloss selbst ist nicht zugänglich und wird noch heute von den Nachkommen, der Familie Hurault de Vibraye, bewohnt, von der es einst erbaut wurde.

Am Rande des Dorfes Cheverny und nur wenige Gehminuten vom Schloss entfernt gibt es zwei kostenlose Parkplätze. Einer davon ist für Reisemobile bestimmt. Es ist allerdings ein eher unattraktives Areal ohne jegliche Ver- und Entsorgungseinrichtungen. Wer hier die Nacht verbringen will, findet immerhin im Dorf ein paar gute Restaurants und die sind ja in Frankreich bekanntlich meist einen Besuch wert.

Auch wenn man das Schloss selbst nicht besichtigen kann, der Zugang zum Schlosspark ist nur über ein Kassenhäuschen möglich. Der Park ist nicht spektakulär. Er ist sehr weitläufig und liegt inmitten eines alten Baumbestandes, der besonders im Sommer angenehm viel Schatten bietet. Ein netter Zwischenstopp auf einer Schlösserrundfahrt an der Loire.

Unser nächster und letzter Stopp auf unserer Kurzvisite war Chateau Chaumont. Es liegt oberhalb der gleichnamigen Gemeinde, ein paar Kilometer flussabwärts von Blois. Wir mussten allerdings eine ganze Weile suchen und mit dem Wohnmobil einige gewagte Wendemanöver machen, bis wir schließlich im Ort die Auffahrt zum Schloss entdeckten. Die Beschilderung in Frankreich ist eben manchmal ein Thema für sich.

Im Gegensatz zur prachtvoll repräsentativen Erscheinung von Chateau Chambord und dem eher an einen ländlichen Wohnsitz erinnernden Chateau Cheverny wirkt Chateau Chaumont wie eine Festung. Hier merkt man, dass die Ursprünge des Schlosses eine mittelalterliche Befestigungsanlage war, die über die Generationen hinweg verändert wurde. Hier findet man Merkmale des gotischen Wehrbaustils mit Wehrgang, Zugbrücke und Trockengraben neben Gebäudeteilen im Stil des Renaissance.

Das Schloss liegt auf einem Felsplateau hoch über der Loire und man hat von hier einen sehr Schönen Blick auf den Fluss. Schön ist auch der mit vielen Bäumen und Sträuchern durchsetzte Schlosspark, der eher natürlich gehalten ist und zu ausgiebigen Spaziergängen einlädt.

Wir waren erst irritiert von der recht heftigen Eintrittsgebühr. Aber es stellte sich heraus, dass das Schloss in diesem Sommer Gastgeber einer berühmten Kunstausstellung war. Zahlreiche Nebengebäude waren daher zu Bildergalerien umgestaltet worden, die einen Eindruck von der französischen Variante zeitgenössischer Kunst vermittelten. Außerdem bildete der Schlosspark die Bühne für eine Fülle von Skulpturen, die allein einen ausführlichen Rundgang rechtfertigten.

Schloss ist nicht gleich Schloss und auch an der Loire findet man eine große Bandbreite von Bauwerken