Mont Saint-Michel: Wie man dem Massentourismus entgeht

Sehenswürdigkeiten heißen nicht ohne Grund so. Es sind die Orte, die man einfach gesehen haben muss. Doch meist haben sie einen Nachteil. Man ist nicht der Einzige, der sie sehen will. Und das kann ganz schön ernüchternd sein. Zum Beispiel der Mont Saint-Michel im Westen Frankreichs. Genauer gesagt an der Grenze zwischen der Normandie und der Bretagne. Da sollte man schon ein paar Tricks kennen, um dem ganz großen Frust zu entgehen.

Am besten ist es natürlich, wenn man den Mont Saint-Michel in der Nebensaison besucht. Dann entgeht man den Menschenmassen und kann ganz entspannt durch die engen Gassen der Felseninsel bummeln. Doch der Preis dafür ist, dass das Wetter meist alles andere als ideal ist. Schließlich befindet man sich hier am Atlantik und Westen heißt in Europa meist auch Wind, Wetter, Sturm.

Wir waren daher wie die meisten Touristen mitten im Sommer unterwegs. Unser Vehikel war ein Hobby Vantana de luxe und wir fuhren an einem wunderschönen, sonnigen Nachmittag auf die wohl berühmteste Sehenswürdigkeit in Frankreichs Westen zu. Da man von der Autobahn her kommend von einer Anhöhe aufs Meer zufährt, kann man die charakteristische Silhouette der Insel schon von weiten sehen.

Man glaubt es kaum, dass dieser Felsenhügel einst mitten auf dem Festland stand. Heute ist es eine Insel mitten in der Bucht, die man nur über einen langen Damm erreichen kann.

Die Anfahrt ist etwas fragwürdig, denn wie so oft in Frankreich hört die Beschilderung kurz vor dem Ziel auf und auch wir landeten erst mal in einer Nebenstraße, die nach wenigen hundert Metern für den allgemeinen Verkehr gesperrt war. Also: nicht irre machen lassen und einfach geradeaus weiterfahren.

Der Besucht des Mont Saint-Michel ist heute bestens organisiert. Früher drängten sich die Automassen entlang eines schmalen Landstreifens bis zur Insel. Heute wird der gesamte Verkehr schon einige Kilometer auf dem Festland abgefangen und auf einen riesigen Parkplatz geleitet. Ein Teil davon ist Reisemobilen vorbehalten, die hier dicht an dicht stehen, wie es eben auf vielen „Stellplätzen“ üblich ist.

Wir wollten das nicht und hatten uns stattdessen für den Campingplatz entschieden. Er nennt sich Camping Mont Saint-Michel und ist Teil einer Hotelanlage. Allerdings war es alles andere als einfach, bis zum Eingang vorzudringen. Am Ende des Parkplatzes landeten wir nämlich erst mal vor einer Schranke und eine Dame erklärte uns freundlich aber auf Französisch, dass wir anrufen und uns einen Code geben lassen müssten. Also fuhren wir erst einmal auf den Parkplatz und kümmerten uns um die Logistik.

Der Campingplatz ist sehr schön, auch wenn man erst einmal drauf kommen muss, dass es im nahegelegenen Souvenirshop auch Lebensmittel gibt. Unser Tipp: unbedingt die Telefonnummer vom Campingplatz bereit halten. Meist braucht man mehrere Anläufe, bis man durchkommt. Und wenn, dann landet man in der Rezeption des Hotels. Da hilft es dann, wenn man Französisch kann. Oder man fragt einfach nach einem englisch sprechenden Gesprächspartner. Wie gesagt, wir waren mitten in der Hochsaison unterwegs, aber es gab noch genügend freie Plätze und wir erhielten einen  Code, der uns die Schranke öffnen würde.

Auch für die Ausfahrt braucht man übrigens einen Code, wobei sich die Schranke erst öffnet, wenn man seine Parkgebühren bezahlt hat. Das erledigt man direkt vom Auto aus am Besten mit Kreditkarte. In Frankreich ist die Kreditkarte ohnehin Zahlungsmittel Nummer Eins. Anders gesagt: wir zahlten für den Campingplatz und zusätzlich eine Gebühr fürs Parken.
Vom Campingplatz aus ist man in wenigen Minuten zu Fuß oder mit dem Rad an der Küste und hat den ungehinderten Blick auf den Mont Saint-Michel. Wir sind am Abend erst mal ein Stück den Damm entlang gelaufen und haben ein paar wirklich herrliche Sonnenuntergänge fotografiert. Die Ergebnisse hatten fast schon Kitschpostkarten-Charakter, aber besser kann man die typische Silhouette der Insel nicht im Bild festhalten. Interessant ist auch, zu beobachten, wie der Tidenhub langsam aber sicher die Landschaft verändert. Bei unserem Besuch war das genau während des Sonnenuntergangs der Fall.

Gleich nebenan ist übrigens ein Gezeiten-Kraftwerk, das durchaus einen kleinen Stoppover wert ist. Davon gibt es hier an der französischen Atlantikküste gleich mehrere.

Die Verbindung zwischen dem Parkplatz und der Insel erfolgt mit kostenlosen Pendelbussen. Die fahren ständig hin und her und halten den ganzen lästigen Verkehr fern vom National Monument, wie die Franzosen den Ort nennen. Man kann die Strecke aber auch zu Fuß zurücklegen oder das Rad nehmen.

Man sollte aber – und das ist der entscheidende Hinweis – möglichst früh zu einem Besuch des Mont Saint-Michel aufbrechen. Irgendwann im Laufe des Vormittags landen nämlich ganze Busladungen an Touristen an, die sich dann dicht gedrängt durch die engen Gassen schieben. Ein Spaß ist das dann nicht mehr. Wir waren so gegen halb neun da und konnten uns ganz entspannt bewegen. Außerdem ist um diese zeit das Licht viel angenehmer und man kann tolle Fotos machen. Um die Mittagszeit mit entsprechend hohem Sonnenstand fehlt Bildern einfach die Zeichnung und sie wirkten flau und ausdruckslos.

Es ist bewundernswert, welchen Aufwand man seinerzeit getrieben hat, um dem Felsen ein ganzes Dorf und obendrein noch eine imposante Abtei abzutrotzen. Ohne gefühlte tausend Treppenstufen ging das natürlich nicht. So eine Besichtigung kann daher ganz schön in die Knochen gehen. Aber sie ist es wert. Ich bin zwar sonst nicht besonders scharf auf alte Sakralgebäude, aber die Abtei hat es durchaus in sich und man sollte sich die Eintrittsgebühr leisten.

Natürlich gibt es an so einem Tourist Spot auch zahlreiche Cafés und Restaurants. Aber man sollte nicht vergessen, dass man man sich hier natürlich voll auf den Tourismus eingestellt hat. Will heißen: die Preise sind hoch und die Qualität eher mäßig. Wer richtig gut und leider auch richtig teuer essen will, sollte sich ein Restaurant mit Tischdecken aussuchen. Ansonsten ist man zum Dinner in der Gegend rund um den Campingplatz besser aufgehoben. Aber nicht vergessen: in Frankreich wird um acht gegessen. Also besser reservieren, halb acht auftauchen und den Rest des Abends mit Genießen verbringen.

Man sollte den Mont Saint-Michel keinesfalls auslassen, wenn man schon in der Gegend ist. Aber man sollte sich antizyklisch verhalten, um all den anderen zu entgehen, die dieselbe Idee hatten.