Bretagne: Wanderung auf dem alten Zöllnerweg

Wer die Bretagne besucht, sollte sich die Côte de Granit Rose an der Nordküste nicht entgehen lassen. Hier gibt es nicht nur malerische Badebuchten und mehrere Seebäder. Es gibt auch eine lohnende kleine Wanderung, auf der schnell deutlich wird, woher die ihren Rosa Granitküste ihren Namen hat: der berühmte alte Zöllnerpfad. Der interessanteste Abschnitt des Sentier des Douaniers führt vom Plage de Trestraou im Strandbad Perres Guirec entlang der felsigen Küste bis zum Plage Saint-Guitrec von Ploumanac'h.

Wir waren mit einem Bürstner Vanana auf Tour durch die Bretagne. Der kompakte Fiat Ducato Kastenwagen bietet die komplette Ausstattung eines Reisemobils in ausgeprägt wendigen Dimensionen. Schon auf den schmalen Straßen Irlands hatten wir seine kompakten Abmessungen schätzen gelernt. Wo der Handwerker mit seinem Transporter durchkommt, ist es auch für uns breit genug, so die Schlussfolgerung. Das Straßennetz in der Bretagne ist zwar mittlerweile so gut ausgebaut, dass man nur noch selten auf Abschnitte gerät, in denen man bei der Begegnung mit einem anderen Fahrzeug ängstlich auf beide Rückspielgel schielt, aber so ein Kompakt-Reisemobil trägt doch ganz erheblich zum entspannten Fahren bei.

Als wir nach Perres Giurec kamen, was es war es an der Zeit, mal wieder einen Campingplatz anzusteuern. Wir gönnten uns den Komfort so alle drei Tage, schon um die Entsorgung zu erledigen und auch den Frischwassertank zu füllen. Unser Ziel war daher die Adresse von Camping du Domaine de Trestraou und wir trafen auf einen sehr komfortablen Campingplatz, wo man selbst in der absoluten Hochsaison noch einen großzügigen Standplatz für uns hatte. Die Frage, was es zum Abendessen geben sollte, erübrigte sich, denn direkt neben dem Empfangsgebäude hatte gerade ein örtlicher Bauer seinen Stand aufgeschlagen und bot neben Wurstwaren aus der Region eine hervorragende Paella vom Holzkohlegrill an. Das war zwar eher spanisch als bretonisch, aber wir haben es dennoch genossen.

Vom Campingplatz sind es nur wenige Gehminuten bis zum eindrucksvollen Plage de Trestraou. Er präsentierte sich an diesem Abend besonders weitläufig, denn es herrschte gerade Ebbe. Von hier aus konnte man auch einige der Sept Iles sehen, die sich malerisch vom orangefarbenen abendlichen Himmel abhoben. Dabei handelt es sich um eine Gruppe naturbelassener Felseninseln, die von gefühlt Millionen von Vögeln als Brutstätte genutzt werden. Tagsüber kann man vom nahegelegenen Hafen eine zweistündige Ausflugsfahrt zu diesen Vogelreservaten unternehmen. Besichtigt werden kann nur die Île aux Moines. Dort gibt es immerhin eine alte Festung, die Reste eines alten Bauernhofs und einen Leuchtturm zu besichtigen.

Der Sentier des Douaniers stand am folgenden Tag auf dem Programm. Meine Akkus waren geladen und im Foto-Rucksack steckte vom Tele bis zum Weitwinkel alles, was vielleicht hilfreich sein konnte, um die malerische Natur einzufangen. Und als malerisch war der Küstenabschnitt zumindest im Reiseführer beschrieben.

Eigentlich ist der Sentier des Douaniers Teil des Fernwanderwegs GR34, der 2000 km entlang der gesamten bretonischen Küste führt. Er beginnt beim Mont-Saint-Michel und in Saint-Nazaire. Wer sich dafür Zeit nehmen möchte, erlebt ganz bestimmt eine der vielseitigsten Küsten Frankreichs und kehrt mit unzähligen Natureindrücken zurück. Doch wir hatten noch einige andere Ziele vor uns und beschränkten uns daher auf den als besonders attraktiv beschriebenen Abschnitt bei Perros Guirec. Der Pfad verdankt seinen Namen den Gabelous, jenen Zollbeamten unter dem Sonnenkönig Ludwit XIV. Sie nutzten die verschlungenen Küstenwege, um nach Schmugglern und Plünderern Ausschau zu halten – und das bis ins 20. Jahrhundert hinein.

Der Einstieg in den Sentier des Douaniers war direkt neben dem Campingplatz. Wir konnten also das Mobil stehen lassen und freuten uns auf einen abwechslungsreichen Spaziergang. Im ersten Abschnitt führt der Weg gut zehn Meter über dem Wasser an der Felsenküste entlang. Teilweise ist er recht schmal, sodass sich entgegenkommende Wanderer einigen müssen.

Irgendwann kommen sie dann ins Blickfeld, die typischen rosafarbenen Granitfelsen der Côte de Granit Rose . Teilweise wirken sie wie riesige Kieselsteine, die jemand übereinander geschichtet hat. Ein Feld, der ganz offensichtlich vom Meer geschliffen und irgendwie an die Küste gelangt ist. Einige könnten durchaus auch das Werk eines Bildhauers sein, der sich die besondere Ästhetik dieses uralten Granitgesteins zunutze gemacht hat. Manchmal hat man das Gefühl, sie schweben geradezu über der Erde und könnten jeden Augenblick in sich zusammenbrechen.

Wer sich den Weg über den alten Zöllnerpfad sparen will, kann auch direkt nach Ploumanac'h fahren und von dort aus einen Spaziergang durch den Landschaftspark an der Küste machen. Bei Ploumanac'h ragt ein steinerner Leuchtturm aus dem Felsenmeer, von dem man einen großartigen Blick über die gleichnamige Bucht hat. Auf einer kleinen Insel in der Bucht liegt übrigens das Château des Costaérès. Hier hat der Literatur-Nobelpreisträger Henryk Sienkiewicz seinen Roman "Quo Vadis" geschrieben. Heute wohnt hier Didi Hallervorden.

Unsere Wanderung endete am Plage Saint-Guirec oder genauer gesagt am Hôtel Saint-Guirec, wo man mit Blick auf die naturbelassene Badebucht hervorragend essen kann. Zumindest wenn Flut ist, denn bei Ebbe gibt es hier nur Sand bis zum Horizont.

Am nächsten Tag verließen wir Perros Guirec und fuhren zunächst ein Stück nach Süden. Am Rande von Lannion entdeckten wir direkt am Straßenrand die Distillerie Warenghem. Hier entsteht der Armorik, einer der wenigen französischen Single Malts, der hier in der Gegend überall angeboten wird. Er ist für Kenner durchaus interessant, um die eigene Flaschensammlung zu ergänzen, auch wenn er noch relativ jung ist und sich natürlich mit den mehr als ein Jahrzehnt gelagerten und gereiften irischen und schottischen Single Malts noch nicht ganz messen kann.

Einpaar Kilometer westlich von Lannion liegt das Städtchen Treguir. Wer hier in der Gegend ist, sollte es nicht versäumen, diesem kleinen mittelalterlichen Ort mit seinen verwinkelten Gassen zumindest einen Besuch abzustatten. Das Mobil parkt man am besten unten am Fluss, von wo aus man über ein altes Stadttor zu einem schönen Rundgang starten kann.