Reisen zu Zweit – was man tun und lassen sollte

Allein zu reisen, macht nicht wirklich Spaß, auch wenn es Leute gibt, die das völlig anders sehen. Tagsüber hat man niemand, mit dem man reden kann und abends sitzt man einsam im Restaurant. Reisen mit der Familie heißt, auf tausend Bedürfnisse Rücksicht zu nehmen. Vor allem Kinder können ganz schön stressig sein und die Erholung bleibt auf der Strecke. Reisen in der Gruppe heißt immer das zu tun, was alle anderen tun. Für eigene Bedürfnisse ist da nur wenig Raum. So richtig schön ist eine Reise eigentlich nur, wenn man zu Zweit ist. Ganz gleich, ob diese Zweisamkeit Freundschaft oder Partnerschaft heißt. Doch auch hier sollte man ein paar Erfolgsgeheimnisse kennen.

Ein frisch verliebtes Paar wird jeden Augenblick gemeinsam verbringen wollen. Die Welt ist schön und zusammen erlebt man sie besonders intensiv. Doch dieses Bedürfnis nach ständiger Nähe verändert sich im Laufe der Zeit. Jedes Paar besteht letztendlich aus zwei Individuen. Und die stimmen nicht immer überein und haben nie genau dieselben Interessen. Besonders wer auf eigene Faust verreist und mit dem Caravan oder Wohnmobil auf Tour geht, sollte das im Hinterkopf haben. Denn so ein Fahrzeug zwingt  geradezu zur Nähe und verlangt, sich über einen ziemlich langen Zeitraum auf kleinstem Raum zu bewegen. Damit sind beste Voraussetzungen geschaffen, um sich gegenseitig so richtig auf die Nerven zu gehen.

Gute Planung, gute Reise

Eine gelungene Reise ist wie ein guter Film. Sie braucht ein Thema. Sie verlangt nach einer Handlung. Und sie muss eindeutige Höhepunkte bieten. Wer einfach losfährt, wird natürlich auch etwas erleben. Aber er wird viel Zeit an Orten verbringen, die man nicht unbedingt gesehen haben muss, während er an den echten Highlights einfach vorbeigefahren ist.

Wer gemeinsam auf Reisen geht, sollte auch gemeinsam planen. Wie gesagt, jeder ist ein Individuum und hat daher seine eigenen Vorstellungen davon, was eine gelungene Reise ausmacht. Und die gilt es, unter einen Hut zu bringen. Ein abendlicher Spaziergang entlang der Küste. Ein Stadtbummel einfach so. Ein Dinner an einem ganz besonderen Ort. Eine Wanderung durch unberührte Natur. Eine Radtour von Dorf zu Dorf. All das braucht Zeit. Und es will gut geplant sein, will man nicht vor Ort unnötig Zeit verlieren, um sich erst einmal Grundsätzliches zu klären und sich zurechtzufinden.

Ich kenne ein Paar, das schon seit vielen Jahren mit dem Reisemobil unterwegs ist. „Ich schlage vor, wo es hingehen soll, und lege die grobe Reiseroute fest,“ meint der Mann und ergänzt: „Meine Frau kümmert sich um die Details vor Ort. Wo werden wir übernachten? Wo kann man gut essen? Was muss man unbedingt gesehen haben? Sie bucht auch die Fährtickets und besorgt Eintrittskarten für Museen und Veranstaltungen.“

Zwar verläuft keine Reise so, wie sie mal geplant war und spontane Abweichungen dürfen natürlich kein Tabu sein. Aber wer informiert ist, erlebt intensiver. Und wer vorbereitet ist, erlebt weniger unangenehme Überraschungen.

Raus aus dem Fahrzeug

Ich habe früher einmal Reiseprospekte für Busreiseunternehmen geschrieben. Die Folge war, dass ich nie mit einem Reisebus unterwegs war. Für mich war das einfach nur ein Abhaken von Sehenswürdigkeiten. Alles war geplant. Alles war durchgetaktet. Für Spontanität blieb kein Raum und am Ende hatte man viel gesehen, aber wenig erlebt.

Mit dem Wohnmobil oder Caravan ist das nicht anders. Wer sich zu viel vornimmt, hetzt am Ende nur noch von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit, landet immer da, wo all die anderen auch schon sind und verbringt den größten Teil der Zeit auf der Straße. Die Lösung heißt hier: Zeit nehmen, Zeit lassen und auch mal die eine oder andere längere Standzeit einplanen. Es gibt keinen besseren Weg, einem Land näher zu kommen, als sich zu Fuß oder auf dem Fahrrad zu bewegen. Genau darin bestehen die intensiven Erlebnisse. Und genau das macht den Unterschied zum hektischen Stop-and-Go-Urlaub, bei dem ganz einfach ein Hotspot nach dem anderen angefahren wird.

Eigene Wege gehen

Früher zählte ich auch zu den Männern, die lustlos daneben standen, während sie in den Boutiquen der Stadt auf Entdeckungsreise ging. Heute verabreden wir uns zu einer bestimmten Zeit in einem Café und jeder geht seiner Wege. Ich ziehe mit der Kamera durch die Gassen und sie geht dem weiblichsten aller Vergnügen nach.

Wer sich diese Freiheiten nicht gönnt und meint, alles immer gemeinsam machen zu müssen, läuft Gefahr, die Hälfte der Zeit gefrustet zu sein. Das nagt an der Stimmung und ist liefert beste Voraussetzungen für einen handfesten Streit. Da ist es ungleich besser, wenn man sich gegenseitig Freiräume lässt

Aufgabenteilung

Kein Urlaub besteht nur aus Entspannung. Ganz besonders dann nicht, wenn man ihn nicht im Hotel verbringen will, wo man gegen viel Geld von morgens bis abends bedient wird. Wer im Caravan wohnt, muss sich sein Frühstück selber machen und auch das lästige Geschirrspülen selbst in die Hand nehmen. Will man ein kühles Bier, muss man es zuvor irgendwo eingekauft haben. Selbst um das Wasser, das in der Spüle oder Dusche zu Hause ganz selbstverständlich ist, muss man sich selbst kümmern. Von der Entsorgung der Toilette ganz zu schweigen.

Wenn sich der Eine um alles kümmert, währen d der Andere die Beine hochlegt, geht das eine Weile gut. Doch irgendwann macht sich Frust breit. Und der entzündet sich gerne an irgendwelchen Banalitäten und kann ganze Urlaubstage verderben.

Da ist es besser, man sorgt von vornherein für klare Verhältnisse.

Wie die aussehen, muss man eben aushandeln. Und das am Besten vor der Abfahrt. Autofahren sieht zwar ziemlich entspannt aus. Für den Fahrer kann es aber purer Stress sein. Da ist es gut, wenn der Beifahrer die Übersicht behält und die richtige Abzweigung nicht zur Glückssache wird. Wobei man hier das er und sie natürlich beliebig austauschen kann.

Kein Mensch ist wie der andere und auch Fähigkeiten sind äußerst ungleich verteilt. Also ist es am Besten, wenn jeder das tut, was er am Besten kann. Und wenn sie sich als Beifahrerin denkbar schlecht eignet, weil sie mit Karten einfach auf Kriegsfuß steht, dann ist das eben so und kein Vorwurf wird daran etwas ändern.

„Ich kümmere mich um Fahren und Fahrzeug und sie sorgt dafür, dass es mir gutgeht,“ meint der oben zitierte Freund und hat offensichtlich seinen Seelenfrieden gefunden. Aber die Aufteilung kann natürlich bei jedem Paar völlig anders aussehen.

Take it easy

Auch im Urlaub kann man sich herrlich in die Haare geraten. Das Essen war schlecht? Dann ist natürlich derjenige schuld, der das Restaurant ausgesucht hat, denn „ich habe dir doch gleich gesagt ...“ Auch wenn man sich mal so richtig verfahren hat, steht nicht selten die Schuldfrage im Vordergrund – anstatt gemeinsam nach dem Ausweg zu suchen. Die ausgiebige Klärung der Schuldfrage hat nämlich noch nie auch nur ein einziges Problem gelöst. Vielleicht war auch die Fahrt recht lang und allmählich setzt Übermüdung ein. Da liegen schnell die Nerven blank und es genügt ein falsches Wort, um die große Explosion auszulösen.

Wer auf eigene Faust auf Reisen geht, kennt solche Situationen. Sie sind nur allzu menschlich. Meist sind sie auch am nächsten Tag schon vergessen und keiner redet mehr darüber. Doch sie können auch nachhaltig die Stimmung verderben. Die Lösung ist einfach gesagt als getan. Aber es gibt sie und sie heißt Gelassenheit.

Die Welt wird sich weiterdrehen, auch wenn man sich verfahren hat oder irgend etwas anderes schiefgelaufen ist. Aber das Leben ist leichter zu ertragen, wenn man weiß, dass nichts vollkommen ist und Unzulänglichkeiten einfach dazu gehören. Auch ich habe mich schon tierisch über irgend etwas aufgeregt (das in Wirklichkeit so tragisch gar nicht war) und habe geschworen, am nächsten Tag einfach einzupacken und nach Hause zu fahren. Dazu gekommen ist es allerdings nie.

Mit meiner heutigen Partnerin ist alles anders. Wir umarmen uns vor der Abfahrt. Wir küssen uns. Wir schwören, uns unter keinen Umständen zu schweigen – und tun es am Ende doch immer wieder. Aber es hilft, das Leben nicht so eng zu sehen und nach einer Problemsituation den mentalen Reset-Knopf zu drücken, um alles ungeschehen zu machen.

Abschalten

Wir leben zwar im Zeitalter der allgegenwärtigen Kommunikation, aber nichts ist tödlicher für eine Reise wie der ständige Kontakt mit dem Leben zu Hause oder gar mit der Arbeit. Wenn ich irgendwo im Süden unterwegs bin, habe ich ohnehin keinen Kopf für die Probleme irgend eines Kunden. Und wie es den Kindern geht, ist mir in dem Augenblick auch reichlich egal.

Ich kann daher Leute nur bedauern, die sich für unersetzbar halten und auch im Urlaub nie wirklich abschalten können. Oder Frauen, die ständig mit dem gesamten Anhang telefonieren müssen, anstatt sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren.

Mein Trick gegen den Alltag im Urlaub ist ganz einfach: Meine Handynummer kennen nur ganz wenige Leute und die wissen, was Urlaub in meinem Fall bedeutet. Nämlich, dass ich nicht da bin und nur im absoluten Notfall genervt werden will. Dass ich nicht erreichbar bin, auch wenn meine Nummer in ihrem Handy gespeichert ist. Dass ich niemand sprechen will und man verdammt gute Gründe braucht, um mich aus meiner Erholungswelt zu holen.

Wer mit mir nur geschäftlich verbunden ist, landet im Urlaub auf der Mailbox. Die kann er zwar vollquatschen, aber abhören werde ich sie erst, wenn ich wieder zurück bin. Er kann mir auch mein eMail-Postfach zumüllen, aber auch da bekommt er nur die Antwort, dass ich mich melde, sobald meine Auszeit zu Ende ist. Es ist schön, überall und jederzeit kommunizieren zu können. Aber man kann selbst bestimmen, wo und wann man für wen zu erreichen ist. Man muss es nur wollen.

Tabuzone Social Media

Früher ist man einmal im Urlaub irgendwo zum Kiosk gegangen, hat ein paar Postkarten gekauft, zwanzigmal denselben Satz geschrieben und das Papier nach Hause geschickt. Damit waren die Urlaubsgrüße erledigt und Oma war zufrieden. Heute gibt es Social Media. Und es gibt Zeitgenossen, die verspüren das zwanghafte Bedürfnis, jedes Highlight ihres Lebens zu dokumentieren und aller Welt zugänglich zu machen.
Auch meine Liebst will hin und wieder, dass wir ein Selfie machen. Schließlich muss Mama doch wissen, dass sie noch lebt und das es ihr gut geht. Aber auf Facebook hat sie ihren Urlaub noch nie gepostet und auch ich verspüre keine Lust dazu. Für mich hat auch das mit Loslassen zu tun. Ich liebe es, im Urlaub zu Zweit allein zu sein. Ich fühle mich gut dabei, wenn der Regen aufs Blechdach prasselt und wir eng umschlungen im warmen Bett liegen. Ich bekomme Hochgefühle, wenn ich morgens die Jalousie neben meinem Bett nach oben schiebe und direkt auf den Strand sehe, wo noch keiner ist, weil wir wieder einmal einen Standplatz entdeckt haben, der vielleicht verboten, aber dafür umso verlockender war.

Ich wage mal die Behauptung: Wer drei Urlaube im Wohnwagen oder Wohnmobil überstanden hat, der hat sich fürs Leben gefunden. Denn wenn zwei Menschen drei Wochen lang auf fünf, sechs, sieben Quadratmetern leben können, ohne sich gegenseitig umzubringen, sind sie füreinander geschaffen.