Fehmarn: Fahrradtour rund um die Sonneninsel

Fehmarn ist eine komfortable Insel. Über die unter Denkmalschutz stehende Fehmarnsund-Brücke kommt man bequem hin und ebenso schnell wieder zurück. Man kann sogar mit dem Euro- oder dem Intercity anreisen und landet dann in Puttgarden ganz im Norden der Insel. Aber am flexibelsten ist man natürlich mit dem Wohnwagen oder dem Reisemobil. Und genau auf solche Reisende ist Fehmarn bestens vorbereitet.

Eldorado für Caravans und Wohnmobile

Ich habe selbst eine zeitlang auf Fehmarn gelebt und es gab damals so gut wie keinen Tag, an dem ich nicht auf dem Fahrrad unterwegs war. Ich vermute, man kann nirgends in Deutschland so entspannt und ungestört Fahrrad fahren, wie auf dieser Insel. Doch Fehmarn ist nicht nur ein Radfahrer- Eldorado. Es ist eine vielseitige Ferieninsel, die vor allem für die, die in der Nordhälfte Deutschlands leben, immer einen Wochenend-Trip wert ist. Für Caravaner und Wohnmobil-Fahrer spricht dafür auch, dass es hier ein gutes Dutzend Campingplätze und Stellplätze gibt, die man zum Beispiel für eine Radtour als Ausgangspunkt nehmen kann.

Sobald der Wind weht, zieht es vor allem Surfer nach Fehmarn. Kite-Surfer finden idealerweise am Grünen Brink und entlang der gesamten Nordküste beste Verhältnisse, um sich vom Wind weit hinaus tragen zu lassen und dabei hohe Geschwindigkeiten zu entwickeln. Die Windsurfer bevorzugen die eher seichteren Gewässer an der Südküste. Zum Beispiel bei Heiligenhafen oder bei Orth. Dort sieht man sie dann stehen, die Camper und Wohnmobile mit den Surfbrettern auf dem Dach. Am Badestrand am Naturschutzgebiet Grüner Brink gibt es einen großen Parkplatz, der sich ideal als Standplatz eignet. Gleich neben Lemkenhafen bietet sich eine Wiese an, die vor allem im Sommer gut besucht ist. Beide Plätze sind gebührenpflichtig. Frei stehen ist auf der Insel eigentlich fast nirgends erlaubt. Besonders an den attraktiven Plätzen findet man die entsprechenden Schilder. Trotzdem habe ich dort fast immer Reisemobile gesehen, die das nicht so ernst genommen haben.

Wer nur zum Sonnenbaden und ein gelegentliches Eintauchen ins Meerwasser nach Fehmarn kommt, sollte kurz vor der Fähre von der B207 Richtung Puttgarden abbiegen und dann in Richtung Gammendorf fahren. Kurz vor Gammendorf macht die Straße eine scharfe Linkskurve. Genau hier recht rechts ein kleines Sträßchen ab, dem man bis zum Ende folgen sollte. Gleich hinter dem PKW-Parkplatz ist ein idyllischer Stellplatz für Wohnmobile am Rande eines kleinen Wäldchens. Zum Strand sind es von hier nur ein paar Schritte.

Wer es komfortabler liebt, nimmt einfach den privaten Wohnmobil-Standplatz an der Straße zwischen Puttgarden und Gammendorf. Hier ist auch die Ver- und Endsorgung geregelt und man erreicht ohne große Kurverei bequem jeden Ort auf der Insel.

Caravaner haben, wie gesagt, die Qual der Wahl zwischen zahlreichen Campingplätzen entlang der gesamten Küste. Der komfortabelste, aber auch teuerste davon liegt bei Wulfen am Fehmarnsund. Er ist auch einer der wenigen, die das ganze Jahr über geöffnet sind. Alle anderen machen zwischen Oktober und Ostern Pause. Wegen der manchmal recht heftigen Stürme muss der Platz in der Zeit auch geräumt sein und die Caravans verschwinden in den Scheunen der zahlreichen Bauern, die sich darauf eingerichtet haben. Die größeren Plätze bieten auch Mietwohnwagen an. Wer ein Faible für FKK hat, sollte sich für den Campingplatz in Wallnau an der Westküste entscheiden. Wer einfach nur einen Campingplatz als Ausgangspunkt für Exkursionen will, ist bei Uwe in Puttgarden gut aufgehoben.

Ideal für einen Kurzurlaub

Fehmarn ist ein geradezu  ideales Reiseziel für ein Wochenende mit „Fenstertagen“, an denen man sich nur einen Tag frei nehmen muss, um  ganze vier Tage Freizeit draußen in der Natur erleben zu können. Ideal auch, weil die Insel sehr schnell zu erreichen ist. Ab Hamburg folgt man einfach der A1. Sie reicht mittlerweile bis kurz hinter Heiligenhafen, von wo es nur noch wenige Kilometer bis zur berühmten Fehmarnsund-Brücke sind.

Besonders für Caravaner oder Reisemobilisten aus dem Norden der Republik ist Fehmarn damit nur einen Katzensprung entfernt und innerhalb weniger Stunden zu erreichen. Viele Hamburger nutzen diesen Vorteil und brauchen maximal zwei Stunden von der Hansestadt bis zur Sonneninsel. So nennt sich Fehmarn nämlich und verweist darauf, dass es hier angeblich mehr Sonnenstunden im Jahr gibt als an irgend einem anderen Ort Deutschlands.

Ob‘s stimmt, weiß ich nicht. Aber als zeitweiser Bewohner der Insel  konnte ich oft beobachten, dass es zwischen Fehmarn und dem Festland meist erhebliche Wetterunterschiede gibt. Ich kann mich sogar an eine Inselumrundung mit dem Fahrrad erinnern, bei der man auf Fehmarn an einem der zahlreichen Hofcafés halt machen und draußen sitzen konnte, während drüben auf dem Festland dicke Regenwolken das Wetter bestimmten. Mittlerweile wohne ich zwar auf dem Festland, aber es vergeht eigentlich kein Jahr, in dem ich nicht mindestens einmal das Wohnmobil auf die A1 lenke, um auf "meine" Insel zu fahren.

Paradies für Radler

Womit wir beim eigentlichen Thema wären. Camper fahren ja nicht irgendwo hin, um dort einfach nur die Beine hochzulegen. Die meisten von ihnen sind irgendwie auch sportlich aktiv und nicht wenige von ihnen führen Fahrräder mit, um vor Ort auch ohne Auto mobil zu sein. Sie wird interessieren, dass Fehmarn unter Freizeitradler im Norden geradezu als Geheimtipp gehandelt wird. Die ist auch begründet, denn die Insel hat nicht weniger als 300 km Radwege, von denen die meisten gut befestigt und bestens gepflegt sind.

Dazu kommt, das Fehmarn nordisch flach ist. Das heißt, hier kommen auch ungeübte oder nicht mehr ganz so fitte Radler nicht so schnell an ihre Grenze. Selbst mit Kindern kann man hier beachtliche Strecken zurücklegen. Als ich auf Fehmarn lebte, bin ich fast jeden Morgen mit dem Rad von Puttgarden in die Inselhauptstadt Burg gefahren, um mir dort frische Brötchen zu holen. Das sind immerhin fünf Kilometer pro Richtung und damit eine Entfernung, bei der man in einer hügeligen Landschaft schon ins Schwitzen kommen kann.

Nicht unterschätzen sollte man allerdings den Wind und der weht auf Fehmarn eigentlich ständig. Meine allererste Radtour sollte eigentlich nur eine schnelle abendliche Runde werden. Ich fuhr also auf dem Deich Richtung Westen und freute mich über das flotte Vorankommen. Ursprünglich aus dem schwäbischen Mittelgebirge stammend war ich eben ständige Steigungen gewohnt, die es auf Fehmarn schlicht und einfach nicht gibt. Doch was ich seinerzeit nicht wusste: Ein ordentlicher Wind ist natürlich herrlich, wenn man ihn im Rücken. Da spürt man ihn so gut wie nicht und kommt richtig flott voran. Doch wehe, wenn man die Richtung ändert und zurück fahren muss. Dann heißt es nämlich schnell, zwei Gänge zurückschalten und kräftig in die Pedale treten. Meine kleine abendliche Tour hat damals satte vier Stunden gedauert.

Ich verwende übrigens Komoot auf meinem Smartphone, um mich über die Radwege dirigieren zu lassen. Auch für Fehmarn findet man dort einige schöne Tourenvorschläge. Sie führen weitgehend über Radwege oder kleine Nebenstraßen, auf denen man selbst in der Hochsaison nur relativ selten einem Auto begegnet.

Das beste Mittel gegen Gegenwind

Wer den Norden kennt, der weiß auch, dass ein heftiger Gegenwind dieselben Qualitäten hat, wie stundenlanges bergauf fahren in den Bergen. Als ich zum letzten Mal mit meiner Liebsten nach Fehmarn fahren wollte, hatten wir leider ein Wochenende erwischt, das sonniges Wetter, aber auch heftigen Westwind versprach. Wir wollten denKurztrip schon aufgeben. Aber dann kam uns die Idee, doch mal etwas völlig Neues auszuprobieren. Wie wäre es denn, wenn wir unsere Trekking-Räder einfach stehen lassen und dieses Mal ein E-Bike zu testen?

Als Spezialist für E-Bikes wurde uns Nico Vogler empfohlen. Sein Bike-Shop befindet sich in Meeschendorf auf Fehmarn und er hat auch immer eine Selektion an E-Bikes im Verleih. Wie es sich herausstellte, hatten wir es bei Nico mit einem echten Fahrradfan zu tun. Er wusste nicht nur spontan, welches E-Bike am besten zu uns passt. Er stellte auch alles passend für uns ein, sodass wir sofort losfahren konnten. Der Unterschied zu einem "normalen" Bike war dann doch recht erstaunlich. Ob der Wind von hinten oder von vorne kam, haben wir eigentlich nur noch im Gesicht gemerkt. Die Anstrengung war weitgehend dieselbe. Das Problem war nur, dass wir danach beide vom E-Bike-Virus infiziert waren und uns der Gedanke daran nicht mehr losließ. Je älter man wird, desto mehr lernt man eben die komfortablen Seiten des Lebens zu schätzen.

Rund um die Insel

Ein Muss ist natürlich die Fehmarn-Inselumrundung. Man beginnt sie am Besten in Puttgarden, wo man auch immer einen Platz findet, um das Mobil zu parken. Und man startet idealerweise in westlicher Richtung, um dann von der Ostküste der Insel wieder zurück zu kommen. Wohnmobilisten, die auf dem Stellplat am Grünen Brink halt gemacht haben, können natürlich gleich von hier losfahren. Dasselbe trifft auf Caravaner zu, die sich für den gleich daneben liegenden und gut zu erreichenden Campingplatz „Niobe“ entschieden haben. Die Niobe war übrigens ein Segelschulschiff, das hier gesunken ist. Ein Denkmal, das an das Ereignis erinnert, findet man in Sichtweite vom Campingplatz.

An der Nord- und Westküste befindet sich der Radweg durchgängig auf dem Deich. Er ist hier weitgehend unbefestigt und man fährt den größten Teil der Strecke auf Schotter. Aber selbst bei ungünstigem Wetter oder wenn es mal geregnet hat, kann man hier problemlos fahren, ohne mit schlammigen Pfützen rechnen zu müssen.

Bei Wallnau lohnt ein Besuch beim dortigen Wasservögel-Reservat. Hier hat der BUND eine Beobachtungsstation eingerichtet, die besonders von Hobby-Ornitologen gerne frequentiert wird. Besonders zur Zeit des Vogelflugs im Frühjahr und im Herbst bietet Fehmarn übrigens ein ganz besonderes Naturschauspiel in Form von riesigen Vogelschwärmen, die über die Insel fliegen. Manchmal macht auch ein ganzer Schwarm Enten hier Rast und ein ganzes Feld ist von Vögeln bedeckt. Oder ein Schwarm kleiner Vögel nistet sich in einer Baumgruppe ein und steigt von dort aus wie eine schwarze Wolke in den Himmel. Für so etwas muss man einfach seine Kamera dabei haben.

Einmal im Jahr findet auf Fehmarn das Jimmy Hendrix Gedächtniskonzert statt. Austragungsort ist eine Wiese zwischen dem Vogelreservat und dem Flügger Leuchtturm. Wer beim Campingplatz den Blick nach rechts hält, sollte ihn sehen: den Gedenkstein für den legendären Rockj-Musiker, der in den 60er Jahren hier eines der eindrucksvollsten Konzerte in Deutschland gab.

Ein schöner Ort für eine Rast ist das malerische Dorf Orth mit seinem kleinen Yachthafen. Hier, direkt neben dem Surfrevier, gibt es ein kleines Café und mehrere Restaurants. Dasselbe trifft auf Lemkenhafen zu, wo man unbedingt die berühmte Aalkate besuchen sollte. Ein besserer Räucherfisch als in dieser urigen Kneipe ist kaum vorstellbar. Bei schönem Wetter kann man auch draußen sitzen und den Blick bis rüber zur Fehmarnsund-Brücke genießen. Auch die alte Mühle mit dem Museum ist sehenswert.

Die Fahrradroute entlang der Südküste ist sehr durchwachsen und führt teilweise über kleine Straßen, die aber im Sommer recht belebt sein können. Hier ist es am Besten, man verlässt sich auf die Fahrradkarte vom Tourismusbüro oder eine App wie Komoot, um die günstigste Route zu finden. Zielpunkt dieses Abschnitts ist auf jeden Fall Burgstaaken. Das ist ein kleiner Fischereihafen, wo man morgens guten, frischen Fisch kaufen kann. Für einen schnellen Imbiss ist das Fischgeschäft zu empfehlen, das jeden Tag unterschiedliche Fischgerichte im Angebot hat.

Wer Burgstaaken erreicht hat und eigentlich schon müde ist, sollte den kleinen Radweg direkt vom Hafen in Richtung Norden wählen. Früher war das der Schienenstrang zum Hafenbahnhof. Heute ist es die Schnellverbindung zur Inselhauptstadt Burg mit ihrer vielfältigen Gastronomie.

Der Südosten der Insel ist mit dem Rad nicht so optimal zugänglich. Sportliche Fahrer sollten ihn sich aber nicht entgehen lassen. Vor allem der anschließende Weg entlang der Steilküste im Osten der Insel ist lohnenswert.

Von Burg aus führt eine kleine Landstraße mit separatem Radweg direkt nach Norden bis Puttgarden. Das ist gewissermaßen die Abkürzung, wenn man zu oft angehalten hat, um die Natur zu genießen und der Tag allmählich zu Ende geht. Oder wenn die Kräfte allmählich nachlassen. Wer sich den Südosten erspart hat, kann von der Straße auch mehrere Querverbindungen nehmen, um zum Radweg entlang der Steilküste zu gelangen. Der Endpunkt ist dann Marienleuchte, von wo ein kleines Sträßchen nach Puttgarden zurück führt.

Ich habe es mir zur Routine gemacht, mindestens einmal im Jahr nach Fehmarn zu fahren, um die Inselrundfahrt zu machen. Vielleicht trifft man sich ja mal.