Reisen: Eindeutige Vorteile für den Wohnwagen

Der Trend geht noch immer zum Wohnmobil. Aber auch der Wohnwagen ist wieder im Kommen. Denn so ein Wohnmobil ist zwar schick und beeindruckend. Aber wenn man genauer hinsieht, verspricht es eine Freiheit, die es so überhaupt nicht gibt. Überall, wo man gerne anhalten oder gar übernachten würde, ist es verboten. Die offiziell ausgewiesenen Wohnmobil-Stellplätze hingegen sind oft so nicht mehr als Parkplätze, wo die Fahrzeuge mit einem Meter Abstand zueinander stehen. Mit dem Wohnwagen ist man zwar nicht ganz so mobil. Aber eigentlich ist man viel flexibler und gibt dafür auch noch weniger Geld aus.

Früher hatte der Wohnwagen ja irgendwie ein Schrebergarten-Image. Man kam auf einen Campingplatz und gut drei Viertel der Fläche war von Dauercampern belegt. Und die verbreiteten ein Flair, das biederer nicht sein kann. Ihr Standplatz war zwar nur 100 qm groß, aber er war fein säuberlich mit einem Jägerzaun abgesteckt. Die kleine verbliebene Rasenfläche machte den Eindruck als wäre jeder Grashalm mit der Schere gestutzt worden. Und vor dem Stellplatz für den Mittelklasse-Kombi war eine Eisenkette gespannt und sagte eindeutig: Betreten verboten.

Das gibt es zwar immer noch, aber das Publikum ändert sich allmählich. So mancher Dauerstellplatz wurde regelrecht an die nächste Generation vererbt. Andere wurden von jungen Familien in Besitz genommen, die am Wochenende gerne raus aus der Mietwohnung wollen. Vor allem aber haben sich die Wohnwagen verändert. Früher sahen sie ja alle irgendwie gleich aus, auch wenn jedes Jahr neue Modelle herauskamen. Heute geben sie sich schick, automotiv und modern. Selbst im Innenraum ist der Landhaus-Look verschwunden und moderne Materialien und Formen breiten sich aus.

Das hat den Caravan wieder attraktiv gemacht. Zumal der moderne Leichtbau der aktuellen Modellgeneration dafür gesorgt hat, dass selbst ein Mittelkasse-Fahrzeug einen Wohnwagen ziehen kann, in dem die ganze Familie Platz hat. Weit mehr Platz als in einem Wohnmobil, wohlgemerkt, denn wer mir zwei Kids auf Reisen geht, muss mindestens an einen Alkoven denken, um allen ein Bett zu bieten. Und das Schlafen dort oben unter dem Dach ist wirklich nicht jedermanns Sache.

Interessant ist, dass auch immer mehr Wohnmobil-Fahrer umdenken und die Verkaufszahlen der Wohnwagen in die Höhe treiben. Das sind genau die, die im Laufe der Zeit erkannt haben, dass das mit der großen Freiheit eben doch nicht so ist, wie man es sich gedacht hat. Ein Wohnmobil mag zwar leichter zu fahren sein als ein Gespann (wobei man auch darüber streiten kann). Aber spätestens bei der nächsten Stadtbesichtigung merkt man, dass man eben keinen PKW dabei hat, sondern ein Fahrzeug im Format eines kleinen Lastwagens. Parken wird da schnell zum Problem und wenn man eine Lücke gefunden hat, verlässt man mit der bangen Frage sein rollendes Zuhause, ob es denn wirklich sicher ist, es einfach am Straßenrand stehen zu lassen. Schließlich weiß jeder Autoknacker, dass da es drin bestimmt einige interessante Dinge zu holen gibt.

Da ist Reisen mit dem Wohnwagen eigentlich logischer. Man legt die langen Strecken mit dem Haus am Haken zurück, sucht sich einen netten Campingplatz und hat damit ein Ferienhaus auf Zeit in ansprechender Umgebung. Ver- und Entsorgung sind kein Problem und wenn man die enge Dusche an Bord nicht nutzen will, geht man einfach in das Sanitärgebäude und duscht wie zu Hause. Macht man einen Ausflug, steht der Wohnwagen nicht einfach irgendwo auf der Straße, sondern in einem abgezäunten Gelände, wo er wesentlich sicherer aufgehoben ist.

Ich habe im Laufe meines Lebens insgesamt sechs Wohnwagen besessen. Vom winzigen Seestern ohne Sanitärraum aus dem Hause Hobby bis zum Bürstner Ventana mit integrierter Fahrradgarage und Satelliten-Empfangsanlage und drehbarer Fernsehkonsole. Bei jedem Neukauf habe ich wieder mit einem Wohnmobil geliebäugelt – und dann wurde es doch wieder ein Wohnwagen. Warum? Es war einfach logischer, praktischer, vielseitiger und billiger.

Die Vorteile habe ich dann bei jedem Urlaub erlebt. Während die Wohnmobil-Fahrer morgens auf das Angebot des platzeigenen Kiosks angewiesen waren, bin ich einfach schnell ins nächste Dorf gefahren und habe mir ofenfrische Baquettes geholt. Auch die übrigen Einkäufe ließen sich mit dem Kombi viel einfacher erledigen als jedes Mal das Mobil reisefertig zu machen und mit dem gesamten Hausstand zum Supermarkt zu fahren. Ein Reisemobil-Urlauber ist da auf den Radius beschränkt, den ihm sein hoffentlich mitgebrachtes Fahrrad erlaubt. Bestenfalls hat er einen Motorroller dabei, der ihn etwas mobiler macht.

Klar, mit einem Wohnmobil reist man anders. Man hält sich nicht lange auf einem Platz auf, sondern lebt nach dem Motto der Weg ist das Ziel. Nur hat man am Ziel und bei jedem Zwischenstopp immer wieder das gleiche Problem: für ein sieben Meter langes oder gar noch längeres Wohnmobil muss man eben erst mal einen Parkplatz finden. Und der ist dann meist etwas abseits und nicht da, wo man eigentlich hin wollte.

Als Caravaner nehme ich einfach meinen PKW, nutze den Campingplatz als Ausgangsbasis und besuche von dort aus die Sehenswürdigkeiten in der Region. Parken kann ich überall, wo die anderen Autos auch Platz finden. Stadtbesichtigungen verlaufen weitgehend stressfrei und wenn ich schnell mal anhalten will, weil es etwas Interessantes zu entdecken gibt oder weil ich einen Kaffee trinken möchte, dann halte ich eben an.

Dazu kommt, dass einem besonders im Süden Europas auch die Straßen offen stehen, auf denen der Wohnmobilfahrer ins Schwitzen kommt. Ich weiß, wie einem zumute ist, wenn die Straße nur vier Meter breit ist und da vorne ein Lastwagen oder auch nur ein Transporter auftaucht. In meinem PKW kann ich das ganz cool angehen. Aber so Teilintegrierter ist mindestens 2,30 m breit – plus Außenspiegel. Da kann es dann schnell eng werden. Oder gar unmöglich.

Es gibt natürlich Leute – und das sind nicht wenige – die fahren im Urlaub an einen ganz bestimmten Ort und bleiben dann zwei, drei, vier Wochen dort. Manche haben am Ende nicht viel mehr gesehen als den Strand und den Campingplatz. Andere haben zumindest ein paar Ausflüge in die nähere Umgebung gemacht. Aber so richtig was erlebt haben sie nicht. Das Land haben sie nicht kennengelernt. Die Menschen auch nicht. Und die lokale Küche ist ihnen ebenfalls entgangen. Für mich ist das ein recht armseliger Urlaub und ich habe nie verstanden, weshalb man sich dafür einen Wohnwagen oder gar ein Wohnmobil kauft. Eine Ferienwohnung würde weniger kosten und wäre noch dazu komfortabler. Oder einer dieser ortsfesten Wohnwagen, wie man sie im Ausland auf jedem Campingplatz sieht.

Ich habe, wie gesagt, den Campingplatz als meine Ausgangsbasis gesehen, um Neues zu entdecken. Und ich habe diese Basis mehrmals im Urlaub gewechselt. Dadurch habe ich viel gesehen, viel erlebt und viele neue Eindrückt mitgenommen. Wenn ich am Meer war, habe ich natürlich auch gebadet. Aber stundenlang am Strand zu liegen war noch nie mein Ding. Auch meine Frau war glücklicherweise derselben Meinung.

Meist habe ich auch nicht die Anfahrt zur Urlaubsregion nicht in einem Rutsch hinter mich gebracht, sondern habe bewusst Zwischenstopps eingelegt. Zum Beispiel bei einer Stadt, die ich noch nicht kannte. Oder in der Nähe einer Sehenswürdigkeit, die ich schon immer mal besuchen wollte. Das nimmt der Fahrt in den Urlaub den Stress, denn man muss nicht fahren bis zum Umfallen, sondern kann alles ganz relaxed angehen.

Mein Wohnwagen stand immer auf einem extra dafür geschaffenen Stellplatz auf dem eigenen Grundstück: fertig gepackt und jederzeit zur Abreise bereit. Ich habe zeitlebens als Freiberufler gearbeitet und konnte meine Urlaube nie lange im voraus planen. Aber wenn sich kurzfristig ein paar Freie Tage ergeben haben, habe ich einfach meine Checkliste ausgedruckt, schnell alles gepackt und eine Stunde später war der Wagen angehängt und es konnte losgehen.

Irgendwie war das für mich ein luxuriöserer Urlaub als jedes Luxushotel, das ich lange im voraus buchen muss und das meiner Freiheit doch deutliche Grenzen auferlegt.